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Kaum erwähnt, trotzdem erfolgreich: Androids Rotlichtviertel.

Wenn von Android und Apps die Rede ist, liegt der Gedanke an Angry Birds und Co nahe. Die Berichterstattung dominieren vornehmlich Spiele oder allerlei Tools zum Lesen von Nachrichten oder dem Erstellen besonderer Fotos. Doch das Betriebssystem, das seinem Benutzer deutlich weniger Schranken auferlegt als iOS oder Windows Phone, hat auch eine "dunkle Seite".

Mobile Erotik im Aufschwung

Zwar hat der Google Play-Store inhaltliche Richtlinien, die Erotik bis zu einem gewissen Bereich erlaubt, Pornos aber ausschließt, jedoch ist der Zugriff auf alternative App-Märkte relativ problemlos möglich. Auch das händische Installieren von Programmen ist nach dem Setzen einer einzigen Einstellung möglich. Potenziell gefährliche Maßnahmen wie ein Jailbreak sind nicht nötig.

Die Erotik- und Pornoindustrie hat das Betriebssystem mittlerweile für sich entdeckt. Eine Tatsache, die für erwachsene User eigentlich nicht mehr als eine Geschmacksfrage aufwerfen sollte. Wer darf, der darf, muss aber nicht. Android Central hat die Themen Sex und Alkohol auf Android zusammengefasst.

Sexting mit Foto-Selbstzerstörung

Ein durchaus populäres und auch für Teenager relevantes Thema ist Sexting. In und außerhalb von Google Play tummelt sich eine Reihe von Apps, die das Versenden erotischer Selbstfotografien bereichern oder erleichtern. So stattet "Fancy Snap" versandte Bilder etwa mit einem Countdown aus, nach dessen Ablauf sie unwiderruflich vom Telefon des Gegenübers gelöscht werden. Die iPhone-Alternative heißt übrigens Snapchat.

Google Play ist dank seiner weniger strengen Richtlinien auch zum Refugium mancher iOS-Entwickler geworden. Weil eine "Busen-Simulation" namens "iBoobs" aus Apples App Store geworfen wurde, hat Mystic Game Development das Spiel kurzerhand für Android umgesetzt.

Mobile Porno-Plattform

Expliziter wird es bei MiKandi. Das Unternehmen hat gleich eine komplette Plattform für den Pornokonsum gebastelt. Sie soll dem User das auf dem Telefon mühselige Durchstöbern des Webs nach bewegtem, nacktem Fleisch ersparen und seine Lieblingsfilme übersichtlich sortiert als Stream anbieten. Bezahlangebote sind natürlich inklusive.

Vivid landet auf Google TV

Auch die Industriegröße Vivid Entertainment will im Geschäft mitmischen. Schon vergangenen November hat das Unternehmen den Start eines eigenen Google TV-Kanals angekündigt. Bezüglich Vivid gibt es auch eine kuriose Randnotiz. Weil man seine Namensrechte verletzt sah, klagte man HTC nach der Veröffentlichung des "HTC Vivid"-Smartphones. Über den Ausgang des Verfahrens kann nur spekuliert werden, das Telefon trägt seinen Namen jedenfalls nach wie vor.

Freilich tummeln sich auf der Android-Plattform nicht nur Film- und Unterhaltungsangebote aus dem Erwachsenen-Segment. Auch zahlreiche Ratgeberapps wie "iKamasutra" sind vertreten.

Apps suchen nach Marihuana und Bier

Ein kurzer Ausflug zu anderen heiklen Bereichen: Mit "WeedMaps können Marihuana-Konsumenten nach der nächsten Erwerbsmöglichkeit suchen,. Die von der gleichnamigen Website herausgegebene App bewegt sich freilich im Rahmen der Gesetze und zeigt nur legale Vertreiber - Coffeeshops in Holland oder Ausgabestellen für Medical Marihuana in den USA - an. Das Programm gibt es auch für iOS. Aus nicht näher bekannten Gründen - möglicherweise entsprach der ursprüngliche Name nicht den App Store-Richtlinien - heißt sie dort "Legal Maps".

Biertrinkern wird mit "Untappd" geholfen. Sie vereint einen Check-in-Service à la Foursquare mit dem sozialen Trinkerlebnis. Zusätzlich informiert sie über Biersorten, die sich lokal und regional gerade großer Beliebtheit erfreuen und darüber, wo diese erhältlich sind. Nach Verkostung können diese natürlich bewertet und weiterempfohlen werden. Zur Belohnung gibt es diverse Badges. Nicht nur für Androidianer, sondern auch für User von iPhone und Co.

230 Millionen Downloads

Doch zurück zur Erotik. Dass entsprechende Apps beliebter sind, als es die Berichterstattung vermuten lässt, belegt eine Statistik von Android Pit aus dem vergangenen März. Die Anzahl der in dem Verzeichnis verfügbaren "Erwachsenen-Apps" wird auf über 26.000 geschätzt. Der Suchbegriff "Porn Android" liefert auf Google damals rund drei Millionen Ergebnisse. Bei einem aktuellen Suchlauf waren es bereits sechs Mal so viele. Der Anzahl der getätigten Downloads soll über 230 Millionen liegen.

Die Konsumenten scheinen auch bereit zu sein, größere Summen in das mobile Vergnügen zu investieren. Premium-Zugangstools wie RedTube Gold kosten gar 100 Euro, wenngleich der Durchschnittspreis wohl im einstelligen Bereich liegen dürfte.

Konsum: USA führen vor Südkorea

Die meisten Zugriffe erzielen erotische und explizite Inhalte aus den USA, wo auch die weltweit größte Pornoindustrie beheimatet ist. Dahinter folgen Südkorea, England und China. Deutschland landet auf Platz 5. Eine Million Downloads werden bei Android Pit am Tag durchschnittlich verzeichnet, 2011 wurde der „Höhepunkt" am 25. Dezember gemessen. Die Conclusio „The Android Phone is for Porn" ist also nicht ganz von der Hand zu weisen. (gpi, derStandard.at, 12.08.2012)