Wien - Der Protest abgewiesener Bewerber gegen die gendergerechte Auswertung des Aufnahmetests an der Medizin-Uni Wien hat am Mittwoch auch die FPÖ auf den Plan gerufen. "Die Verantwortlichen sollen endlich die Konsequenzen ziehen und auch jenen männlichen Bewerbern, die trotz ausreichender Leistungen nun vor der verschlossenen Uni-Tür stehen, das Medizinstudium ermöglichen", so Ärztesprecher Andreas Karlsböck in einer Aussendung. Zusätzliche Plätze seien angesichts des drohenden Ärztemangels ohnehin ein Gebot der Stunde.

Die erstmals nach Geschlechtern getrennte Auswertung der Ergebnisse an der Medizin-Uni Wien kann dazu führen, dass Frauen trotz identer Punktezahl einen höheren Testwert als Männer aufweisen - und deshalb einen Studienplatz bekommen. Hintergrund der Neuregelung: Bisher hatten sich stets mehr Frauen als Männer beworben, der Anteil an zum Studium zugelassenen Frauen lag aber deutlich darunter. Heuer waren die Werte mit 56 Prozent erstmals etwa gleich.

"Männer-Diskriminierung"

Aus Sicht der FPÖ handelt es sich dabei jedoch um "Männer-Diskriminierung". Die angekündigten Klagen einzelner Studenten begrüßt Karlsböck ausdrücklich und hält für denkbar, dass auch "beträchtliche Schadenersatzforderungen" auf die Uni zukommen könnten. Dass Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) dazu schweige, sei "skandalös". Karlsböck forderte auch den Senat der Medizin-Uni Wien auf, "endlich klare Worte zu finden und zu verhindern, dass diese ehrwürdige und anerkannte Einrichtung international der Lächerlichkeit preisgegeben wird".

Das 26-köpfige Gremium hat sich allerdings laut Uni mit nur drei Stimmenthaltungen der gendergerechten Auswertung angeschlossen. Auch die sechs Vertreter der HochschülerInnenschaft (ÖH), die derzeit intensiv gegen die gendergerechte Auswertung mobil machen und Abgelehnte bei Klagen unterstützen will, "haben die Entscheidung teilweise mitgetragen, keiner hat sie jedenfalls abgelehnt", betont Rektor Wolfgang Schütz in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Er sei enttäuscht über "das wankelmütige Verhalten der Studierendenvertretung".

Im kommenden Jahr wird es vermutlich keine gendergerechte Auswertung an der Medizin-Uni Wien geben. Die drei Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck erarbeiten nämlich derzeit ein gemeinsames Testverfahren, das bereits im Herbst 2013 erstmals zum Einsatz kommen soll. (APA, 8.8.2012)