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Microsoft forciert auch am Desktop die Touch-Oberfläche

Foto: APA

Microsoft Entscheidung, dass Nutzer unter Windows 8 nicht in den klassischen Desktop booten können, sondern beim Starten immer das neue Interface präsentiert bekommen, könnte sich als folgenschwerer Fehler erweisen. Das "New User Interface", das aus markenrechtlichen Gründen nicht mehr "Metro" heißt, ist eigentlich auf Touch-Bedienung ausgelegt. Microsoft zwingt das UI jedoch auch Desktop-Usern und somit Unternehmenskunden auf. Beobachter sehen auf Windows 8 bereits das "Vista"-Schicksal zukommen.

Schlecht mit Maus benutzbar

Für PCMag-Autor Sascha Segan ist das Interface gut für Tablets geeignet, aber eine pure Katastrophe, wenn es mit der Maus genutzt wird. Die einzelnen Interface-Elemente seien viel zu weit voneinander entfernt, um sie komfortabel mit der Maus zu erreichen. Für die klassische Nutzung seien Benutzeroberflächen mit eng beieinanderliegenden Elementen besser geeignet, um mit der Maus nicht zu weite Strecken zurücklegen zu müssen.

Bruch mit eigener Richtlinie

Microsoft hat "Metro" explizit für Touchscreens designt und auch Entwicklern den Rat gegeben, Apps dafür hauptsächlich für die Bedienung mit den Fingern zu programmieren. Nun haben die Redmonder allerdings mit ihrer eigenen Richtlinie gebrochen und so müssen sich alle Nutzer mit dem neuen Interface anfreunden. Auch auf Unternehmensrechner wird es voraussichtlich keine Ausnahme geben. Zwar kann man im laufenden Betrieb in den klassischen Modus wechseln, doch das ist ein zusätzlicher Schritt und für weniger erfahrene User nicht sofort ersichtlich, kritisiert Segan.

Tablets pushen

Microsofts Überlegungen dahinter sind klar. Das Unternehmen will Entwickler dazu bringen Apps für Windows RT (die Windows-8-Version für Tablets) zu entwickeln, damit das Unternehmen ein breites Ökosystem für Tablets aufstellen und ein Stück vom Markt erobern kann. Die Apps müssen allerdings eigens dafür programmiert werden. Um nun Entwicklern und damit auch Usern das "Metro"-Design schmackhaft zu machen, wird es am Desktop forciert.

Vista-Schicksal

Diese Strategie könnte nach hinten losgehen, wenn User die Touchoberfläche so stört, dass sie diese Windows-Version einfach auslassen. Ähnliches war bereits bei Windows ME und Vista der Fall. Wartet der Markt auf Windows 9 ab, fällt das wie ein Bumerang auch auf Windows-RT-Tablets zurück. Ohne User, sprich ohne Marktanteil, gibt es für Entwickler keinen Anreiz Apps zur schreiben. Und ohn eine große Auswahl guter Apps haben die Windows-Tablets kaum eine Chance gegen Apples iPad und die zahlreichen Android-Modelle. (red, derStandard.at, 8.8.2012)