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Spanien hält sich bei der Inanspruchnahme der Finanzhilfen noch zurück.

Foto: ap/Alvaro Barrientos

Brüssel - Spanien muss einen neuen Rückschlag verkraften: Im Juni ist die Industrieproduktion etwas stärker eingebrochen als befürchtet. Das spanische Statistikamt meldete am Mittwoch einen Juni-Rückgang von 6,3 Prozent zum Vorjahr. Volkswirte hatten zuvor einen Einbruch um 6,2 Prozent erwartet. Damit setzt sich die Krise in der spanischen Industrie weiter fort. Bereits im Vormonat war die Industrieproduktion den Angaben zufolge um revidiert 6,5 Prozent (zuvor 6,1 Prozent) zurückgefallen. Im April war der Einbruch mit 8,3 Prozent zum Vorjahr noch heftiger ausgefallen. 

Stillstand seit einenhalb Jahren

Die spanische Industrieproduktion ist vor dem Hintergrund der Schuldenkrise seit Februar 2011 nicht mehr gewachsen. Die erste Tranche von 30 Mrd. Euro der von der Eurozone an Spanien gewährten Bankenhilfe im Gesamtausmaß von bis zu maximal 100 Mrd. Euro ist bisher noch nicht ausbezahlt worden. Beim Euro-Rettungsschirm EFSF sei noch kein entsprechendes Ansuchen Madrids eingegangen, hieß es.

Weiterhin offen ist außerdem, ob Spanien neben der Hilfe für marode Banken angesichts der sich verschlechternden Lage doch auch einen Vollantrag auf EU-Hilfe stellen wird. Zuletzt hatte Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy signalisiert, ein derartiger Antrag werde erwogen. Das südliche Euro-Land hat vor allem mit hohen Anleihezinsen zu kämpfen, womit die Refinanzierungskosten am Kapitalmarkt deutlich gestiegen sind. Dazu kommen Probleme den wegen Finanznöten am Rande des Ruins taumelnden Regionen des Landes, vor allem Valencia und Katalonien. Sie wenden sich um Hilfe an den Zentralstaat und dürften damit die spanische Regierung doch zu einem Antrag auf EU-Vollhilfe treiben.

Spanien und auch Italien leiden akut darunter, dass beide Staaten für ihre Anleihen sehr hohe Zinsen zahlen müssen. Madrid und Rom hatten gehofft, dass die EZB massiv spanische und italienische Staatsanleihen kaufen und damit das Zinsniveau senken würde. EZB-Präsident Mario Draghi hatte diese Erwartungen vergangene Woche jedoch enttäuscht und angekündigt, dass ein Hilfegesuch der betreffenden Länder an den EU-Rettungsfonds eine Vorbedingung für eine Intervention der EZB sei. (APA, 8.8.2012)