Parallel zu den Plänen rund um ein eigenes GNOME OS soll auch die Kern-"User Experience" weiter verfeinert werden, im Bild etwa ein Entwurf für eine leicht modifizierte Anwendungsübersicht, die ohne Wechselknöpfe (zwischen Fenster/Anwendungen) links oben auskommt.

Grafik: GNOME Design

Im Rahmen der GUADEC-Konferenz hat sich vor kurzem das Linux-Desktop-Projekt GNOME zum Gedankenaustausch getroffen, und dabei auch versucht die weitere Zielsetzung des Projekts zu definieren. Nun präsentiert man die Ergebnisse, und dabei zeigt sich: Tatsächlich soll nun das, was in den letzten Jahren schon immer wieder mal als recht ungenauer Begriff durch die Linux-Desktop-Welt gegeistert war, Realität werden: Ein eigenes GNOME OS.

Zielsetzung

In einem aktuellen Blog-Post umreißt GNOME-Designer Allan Day, was man sich darunter vorstellen kann - aber auch was zumindest vorerst nicht Teil der Zielsetzung des Projekts ist. So habe man etwa nicht vor, bestehende Distributionen mit dem GNOME OS zu ersetzen. Denn auch wenn sehr wohl die Veröffentlichung eigenständiger Installationsmedien geplant ist, sieht man darin vor allem eine Test- und Entwicklungsplattform - und somit nicht zuletzt ein Tool, um den Distributionen ihre Arbeit zu erleichtern, und die Qualität des Desktops zu steigern.

Application Framework

Entsprechend umreißt man denn auch die Vereinfachung der Anwendungsentwicklung - und -auslieferung - für GNOME als einen der zentralen Punkte des neuen Projekts. So will man künftig ein eigenes Application Framework anbieten, das eine jahrelange API-Stabilität für AnwendungsentwicklerInnen bieten soll. Dazu passend soll es künftig ein eigenes GNOME-SDK (Software Development Kit) geben.

Bundles

Zudem sollen sich Binärpakete künftig leichter auf unterschiedlichen Distributionsversionen nutzen lassen. Wie man sich dies vorstellt, lässt man derzeit noch offen, allerdings hatte Red-Hat-Entwickler Alexander Larsson schon vor einigen Monaten seine Ideen zu Paket-Bundles geblogt, die konzeptionell in eine ähnliche Richtung zu gehen scheinen dürften.

Test

Ein weiterer Schwerpunkt des Unterfangens GNOME OS ist die Verbesserung der Testbarkeit des Desktops, immerhin ist es derzeit selbst für die EntwicklerInnen des Projekts selbst nicht so einfach, den aktuellsten Code auszuprobieren. Ziel sei es ein neues Build-System zu etablieren, und laufend automatische Tests durchzuführen, womit auch etwaige Fehler früher gefunden werden könnten, so die Argumentation. In rund einem Jahr hofft man entsprechende Install-Images für test- und beitragswillige Interessenten anbieten zu können.

Anwendungen

Bei der Kern-User-Experience will man die bisherige Richtung weiter fortsetzen, aber sich noch stärker auf die dringlichsten Aufgaben konzentrieren. Dazu gehört die Integration mit Cloud-Services sowie die Fertigstellung der wichtigsten, neuen GNOME3-Anwendungen, allen voran Photos, Music und Transfers.

Devices

Eine Klarstellung gibt es in Fragen Geräteunterstützung: GNOME war immer ein Desktop/Laptop-System und dieser Bereich soll auch in Zukunft klar im Fokus stehen. Allerdings machen neue Geräteklassen - wie etwa Hybrid-Laptops mit Touchscreen-Display nötig - dass man auch in diesem Bereich zunehmend eine gute Touch-Unterstützung benötige - und genau diese will man künftig auch anbieten können.

Zeitplan

Für all dies setzt man sich einen recht ambitionierten Zeitraum: Innerhalb der kommenden 18 Monate soll das "GNOME OS" im besprochenen Umfang fertiggestellt werden. Da dies bewusst eng gesteckt sei, hofft man nicht zuletzt auf die Unterstützung durch die Community. Hilfreich könnte allerdings auch sein, dass die Entwicklung einiger der besprochenen Verbesserungen - etwa des neuen Build / Testsystems - schon seit einiger Zeit im Laufen sind. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 08.08.12)