Dass sich Japan am Donnerstag im Finale des erst fünften olympischen Frauenfußballturniers gegen die Titelverteidigerinnen aus den USA um Gold bemühen dürfen, verdanken Homare Sawa und Kolleginnen auch deren Trainerin Pia Sundhage. Die 52-Jährige, seit 2007 für das US-Team verantwortlich, steht wie keine andere für die Entwicklung des professionellen Frauenfußballs. Das Finale im ehrwürdigen Wembley ist für die gebürtige Schwedin aber nur ein Zwischenschritt.
Von der großen Fußballbühne konnte Sundhage nur träumen, als sie als Jugendliche in ihrer Heimatgemeinde Ulricehamn in den Sportverein eintrat. Prägend für die Karriere der Stürmerin war das erstes Länderspiel, das nur über zweimal 35 Minuten ging. Die ambitionierte 15-Jährige und ihre Kolleginnen hätten ihre englischen Konkurrentinnen lieber 90 Minuten lang gefordert. Damals, sagt Sundhage, habe sie erkannt, dass es eines Kampfes um Anerkennung bedürfe. "Und dann haben wir erst für die Weltmeisterschaft und dann für Olympische Spiele gekämpft", sagte die 146-fache Internationale anlässlich der WM 2011 in Deutschland der "FAZ".
Als Aktive nahm Sundhage selbst 1991 und 1995 an den ersten beiden, vom Weltverband Fifa organisierten, Weltmeisterschaften teil. Ebenso stürmte sie anlässlich des ersten Olympia-Auftritts der Fußballerinnen 1996 in Atlanta.
Sundhage, die Mannschaften auf drei Kontinenten coachte, ließ erst unlängst mit der Vision aufhorchen, dass Frauen durchaus Herrenmannschaften trainieren könnten. "Frauen werden den Männerfußball voranbringen", sagte sie.
Mit ihren Ambitionen steht die Schwedin seit langer Zeit bei weitem nicht alleine da, als Mitglied einer Protestbewegung fühlte sie sich aber nie. Ihre Karriere sei eben geprägt gewesen vom "Kampf um Anerkennung für unseren tollen Sport". Die Sorge, die sie als Sechsjährige aufs Feld begleitet hatte, nämlich das einzige Mädchen zu sein, das Fußball spielt, ist längst vergessen. (Kevin Bell, DER STANDARD, 8.8.2012)