Graz - Das Vitamin B6 (Pyridoxin) kann den positiven Ausgang von Chemotherapien bei Lungenkrebs entscheidend beeinflussen und ist zugleich ein wichtiger Biomarker, um die Antwort von Lungenkrebs-Patienten auf eine entsprechende Behandlung zu prognostizieren. Das wurde in einer aktuellen internationalen Studie des französischen Instituts für Gesundheitswesen und medizinische Forschung, Inserm, belegt. Forscher am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz waren an der Arbeit, die jüngst im Forschungsjournal "Cell Reports" erschienen ist, beteiligt.

Krebs entsteht, wenn das Gleichgewicht zwischen Zellteilung, Zellwachstum und Zelltod gestört ist. Der Einsatz von Chemotherapie ist oft entscheidend für das Überleben des Patienten. Die unkontrolliert wachsenden Krebszellen sollen durch diese Therapieform mittels chemotherapeutischer Substanzen zur Strecke gebracht werden. Eine bei der häufigsten Form von Lungenkrebs, des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC), oft eingesetzte Substanz ist das Platin-Derivat Cisplatin. Das internationale Forscherteam unter Federführung von Guido Kroemer fand heraus, dass das Zytostatikum, dessen Wirkung auf einer Hemmung der DNA-Replikation beruht, besser funktioniert, wenn der Körper über ein hohes Maß an aktiviertem Vitamin B6 (Pyridoxalphosphat) verfügt.

"Vitamin B6 fungiert in diesem Fall als wichtige Beihilfe zum Tod der Krebszellen", fasst Didac Carmona-Gutierrez von der beteiligten Grazer Forschungsgruppe "Hefe Apoptose" zusammen. Wie die Universität Graz meldete, lieferten die Grazer Wissenschafter um den Biochemiker Frank Madeo einen Beweis für die Schlüsselrolle von Pyridoxin (Vitamin B6) anhand des Modellsystems Hefe. Die Grazer Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Regulation unterschiedlicher Zelltod-Mechanismen und der Aufklärung der dahinterliegenden molekularen Vorgänge.

Toxischer Effekt

Im speziellen Fall zeigte sich im Grazer Labor, dass die Zugabe von Vitamin B6 bei Hefezellen die toxische Wirkung von Cisplatin verstärkte. Andererseits führte die Störung des Vitamin-B6-Stoffwechsels zu einer erhöhten Resistenz gegenüber Cisplatin. Mit dem Wissen um die toxizitätsfördernden Effekte von Vitamin B6 beim Einsatz von Cisplatin könnten sich damit in Zukunft die Therapiemöglichkeiten effektiver gestalten lassen.

Ein Allheilmittel sei Vitamin B6 jedoch nicht, so Carmona-Gutierrez. Eine entscheidende Rolle spiele nämlich die individuelle, also tumorspezifische Aktivität des Enzyms Pyridoxalkinase (PDXK) , welches das Pyridoxin in dessen aktive Form Pyridoxalphosphat überführt. In zwei internationalen genomweiten Studien wurden nämlich niedrige PDXK-Levels mit einem schlechten Krankheitsverlauf in Verbindung gebracht. "Patienten, deren Tumore höhere Pyridoxalkinase-Levels aufweisen, werden besser auf eine kombinierte Chemotherapie mit Vitamin B6 und Cisplatin ansprechen als andere", folgert der Forscher. (APA, 7.8.2012)