Italiens größte Bank, die Bank-Austria-Mutter UniCredit, hat Staatspapiere im Wert von 89,8 Mrd. Euro in ihrem Portefeuille. Davon entfallen 46 Prozent, das sind 41 Mrd. Euro, auf italienische Staatsanleihen und weitere zwei Prozent auf Staatspapiere der Pigs-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland, Spanien). Der Anteil der österreichischen und türkischen Staatspapiere macht je vier Prozent des Schuldenbergs, jener der deutschen 25 Prozent und Staatsobligationen aus Polen neun Prozent aus. Der Rest entfällt auf andere Länder, bestätigte UniCredit-Chef Federcio Ghizzoni anlässlich eines Pressegesprächs.

Die Bank hat am Wochenende bekanntgegeben, dass sie eine Einigung mit der Steuerbehörde betreffs des vermeintlichen Steuerschwindels in der Affäre "Brontos" erzielt und bereits 245 Millionen Euro dem Fiskus überwiesen habe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, inwieweit UniCredit bei einem von der Barclays Bank eingefädeltem Derivate-Deal Steuerhinterziehungen von knapp 300 Mio. Euro betrieben habe. Ermittlungen laufen gegen 20 Bankmanager, darunter auch Ex-UniCredit-CEO Alessandro Profumo. Dieser soll Anfang Oktober vor Gericht aussagen.

Rückstellungen erhöht

Um für Problemkredite gerüstet zu sein, hat UniCredit ihre Rückstellungen im zweiten Quartal um 62 Prozent im Jahresvergleich auf 1,9 Mrd. Euro erhöht. Abgesehen vom hohen Berg staatlicher Schuldverschreibungen und dem fragwürdigen Derivate-Deal sind bei UniCredit auch die Problemkredite ein neuralgischer Punkt. Diese sind im ersten Halbjahr auf eine Rekordhöhe angestiegen und werden nach Aussagen von Bankchef Ghizzoni bis Jahresende 2012 weiterwachsen. Offensichtlich ist mit weiteren Rückstellungen zu rechnen. Die faulen Kredite betreffen vorrangig die Muttergesellschaft in Italien und konzentrieren sich auf den Bausektor.

Die größten Ergebnisbringer von UniCredit blieben weiterhin die Bank Austria und die deutsche HVB. Im ersten Halbjahr verringerte sich der Nettogewinn im Vorjahresvergleich um 18 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Ausschlaggebend waren die hohen Rückstellungen. Gleichzeitig verbesserte sich aber das operative Ergebnis von 5,59 Mrd. auf 5,77 Mrd. Euro. Infolge einer massiven Rückkauf-Aktion bankeigener Anleihen legten die Handelsergebnisse knapp 50 Prozent zu. Positiv entwickelten sich auch die Einlagen, die dank kräftiger Zunahmen in Ost-und Zentraleuropa insgesamt um 2,8 Prozent auf 417,6 Mrd. Euro Ende Juni zulegen. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, 7.8.2012)