Die Landung war erfolgreich - "Curiosity" ist auf dem Roten Planeten angekommen (Illustration).

Illu.: Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung

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Die ersten Bilder vom Mars - aufgenommen von "Curiosity" kurz nach der Landung. Das linke Bild zeigt den Schatten des Rovers.

Foto: APA/EPA/MICHAEL NELSON

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Jubel in Pasadena - der Rover ist gelandet, die ersten Bilder treffen ein.

Foto: REUTERS/Courtesy NASA TV

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Rund zwei Stunden nach der Landung ist diese Aufnahme mit einer der hinteren "Hazard-Avoidance cameras" entstanden. Hier ist die neue Heimat des Rovers schon mit höherer Auflösung zu sehen. Der Rover ist vorne und hinten mit je zwei Kameras mit Staubschutz ausgestattet, um erste Bilder nach der Landung zu machen, wenn der Staub in der Umgebung noch aufgewirbelt ist. Die Hightech-Kameras werden erst in den kommenden Tagen in Betrieb genommen.

Foto: REUTERS/Courtesy NASA

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Das Landemanöver war von der NASA als "sieben Minuten des Grauens" bezeichnet worden, da in den 420 Sekunden alles Mögliche hätte schiefgehen können ...

Illu.: REUTERS/NASA-JPL

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"Curiosity" ist im Krater Gale gelandet - links oben ist der Landeplatz eingekreist.

Foto: REUTERS/NASA/JPL-Caltech/ESA/DLR/FU Berlin/MSSS

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Das Management-Team feiert den Erfolg bei der Pressekonferenz im Jet Propulsion Laboratory in Pasadena.

Foto: APA/EPA/MICHAEL NELSON

Washington/Wien - Der Mars-Rover "Curiosity" ist Montagfrüh erfolgreich auf dem Mars gelandet. Das bestätigte die US-Weltraumbehörde NASA kurz nach 7.30 Uhr MESZ. Wenige Minuten nach der Landung im Krater Gale in der Nähe des Mars-Äquators sendete der Rover erste Bilder - "unerwartet früh und in unerwartet guter Qualität", war dem NASA-Livestream zur Landung aus dem Kontrollzentrum des Jet Propulsion Laboratorys in Pasadena (Kalifornien) zu entnehmen. Dort brandete erneut Applaus auf, die Menschen umarmten sich. Damit ist ein kritischer Abschnitt der teuersten und technisch ausgefeiltesten Mars-Mission der NASA (umgerechnet zwei Milliarden Euro) geglückt.

Obamas Reaktion

US-Präsident Barack Obama hat die Landung als eine "beispiellose Technologie-Leistung" gelobt. "Heute haben die USA auf dem Mars Geschichte geschrieben", sagte Obama am Montag in Washington einer Mitteilung zufolge. "Der heutige Erfolg erinnert uns daran, dass unsere Vormachtstellung - sowohl im All als auch auf der Erde - davon abhängt, dass wir klug in Innovation, Technologie und Grundlagenforschung investieren, die schon immer dafür gesorgt haben, dass unsere Wirtschaft von der Welt beneidet wurde." Er warte gespannt auf die Ergebnisse, die "Curiosity" liefern werde.

Jubel bei der ESA

Auch bei der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Darmstadt und an der mit einem Strahlenmessgerät beteiligten Universität Kiel gab es viel Beifall und strahlende Raumfahrt-Experten. "Wenn man sich vorstellt, was alles hätte schiefgehen können, dann fällt einem schon ein gewaltiger Stein vom Herzen", sagte der deutsche Astronaut und ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb, Thomas Reiter. "Jetzt haben sie einen funkelnagelneuen Wagen da oben stehen, ganz so, als hätten sie ihn gerade beim Autohändler gekauft", meinte Michel Denis von der ESA. Diese hatte die Landung mit Hilfe der Sonde "Mars Express" überwacht.

Erste Phase der Mission

In der ersten Phase nach der Landung wird nun überprüft, ob alle Systeme des Rovers wie gewünscht arbeiten. Zudem muss sichergestellt werden, dass der Boden unmittelbar neben den Rädern des Rovers keine unmittelbare Gefahr für das Gefährt darstellt. Auch der Mast mit der Panorama- und den Navigationskameras sowie einigen wissenschaftlichen Instrumenten muss erst entfaltet werden. Wenn dann auch die genaue Position "Curiositys" anhand von Fotos am Boden, Bildern aus dem Orbit sowie der Zeit, die ein Funksignal vom Rover zur Sonde in der Umlaufbahn benötigt, bestimmt werden konnte, dann erst wird der Rover seinen Landeplatz verlassen - und die ersten Zentimeter und Meter auf dem Marsboden zurücklegen. Das dürfte in etwa in fünf Tagen der Fall sein.

Glücksbringer

Mit zahlreichen außergewöhnlichen Glücksbringern hatten NASA-Ingenieure der Landung des rund 900 Kilogramm schweren, sechsrädrigen Forschungslabors entgegengezittert. Ein Forscher habe sich einen langen Bart wachsen lassen, den er erst nach der Landung abrasieren wollte, sagte NASA-Manager Brian Portock. Eine andere Kollegin habe schon den ganzen Tag über zwei Schmuckstücke festgehalten und wollte sie nicht loslassen, bevor "Curiosity" nicht auf dem Mars aufgesetzt habe.

Ein dritter Kollege habe sich die Haare anhand der US-Flagge frisiert: ein blau-rot-gefärbter Irokesenschnitt und an den Seiten einrasierte Sterne. Besondere Bedeutung habe aber eine Dose gesalzener Erdnüsse, die im NASA-Kontrollzentrum in Pasadena die Runde mache. "Das ist schon seit etwa 40 Jahren Tradition", sagte Portock. "All diese Sachen tragen dazu bei, uns ruhig zu halten, die Laune zu heben - und natürlich 'Curiosity' Glück zu bringen."

Landemanöver und Landeplatz

Die Reise des "Mars Science Laboratory" (MSL) zum Mars hatte 36 Wochen gedauert. Das neuartige Landemanöver, das unter anderem einen Fallschirm, Korrekturdüsen und einen Kran eingebunden hatte, war im Vorfeld von der NASA als "sieben Minuten des Grauens" bezeichnet worden. In dieser Zeit war alles vorprogrammiert, kein steuernder Eingriff von außen war mehr möglich. Nicht nur alle technischen Komponenten mussten funktionieren, auch die Bedingungen auf dem Mars mussten stimmen. Es durften zum Beispiel keine Staubstürme oder Windböen den Rover bei seinem Landeanflug stören.

MSL und Rover erreichten mit einer Geschwindigkeit von 5.900 Metern in der Sekunde 125 Kilometer über der Oberfläche die Mars-Atmosphäre. Vier Minuten später betrug die Geschwindigkeit noch 405 Meter pro Sekunde, als in etwa zehn Kilometer Höhe der Bremsfallschirm geöffnet wurde. In sieben Kilometer Höhe wurde der Hitzeschild abgetrennt, in 1,8 Kilometer Höhe bei rund 80 Metern pro Sekunde das Abstiegsmodul abgekoppelt. Mit einem Kran wurde aus 20 Metern Höhe bei nur noch 0,75 Metern pro Sekunde der Rover zur Oberfläche des Planeten herabgelassen. Nachdem auf den letzten Metern die Räder ausgeklappt wurden, setzte "Curiosity" erfolgreich auf dem Mars auf.

Die Kommunikation über die erfolgreiche Landung war von der Raumsonde "Odyssey", die den Mars umkreist, an die Antennen des Deep Space Network in der australischen Hauptstadt Canberra weitergegeben worden. Aus den "sieben Minuten des Grauens" waren für die NASA "sieben Minuten des Triumphes" geworden, wie sie in einer Presseaussendung Montagfrüh bekannt gab.

Suche nach Spuren von Leben

Der Rover soll auf dem Mars zwei Jahre lang nach Spuren von Leben suchen. Nach fünfjährigen Diskussionen hatte man sich schließlich für den Gale-Krater, dessen Boden vergleichsweise tief liegt, als Landeplatz entschieden. Wie die Fachleute vermuten, haben sich dort viele Schichten unterschiedlichen Materials abgelagert, die womöglich auch unter dem Einfluss von Wasser entstanden. Tief unter der Oberfläche könnten sich daher auch lebende Mikroben befinden. Von der Analyse dieser Sedimentgesteine erhofft man sich zudem neue Erkenntnisse über die Geschichte des Klimas und der Atmosphäre auf dem Mars.

Für die Untersuchungen verfügt "Curiosity" unter anderem über einen Bohrer und einen Laser, der die chemische Zusammensetzung des Mars-Bodens in einem Radius von rund sechs Metern erfassen kann. Boden- und Gesteinsproben kann das Roboterfahrzeug zumindest teilweise direkt mit Instrumenten in seinem Inneren auswerten. (APA/red, derStandard.at, 6.8.2012)