London - Österreichs 1.500-m-Läufer Andreas Vojta hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Marokkaner Amine Laalou den Dopingjägern ins Netz gegangen ist. Der Niederösterreicher schilderte Samstag in der ARD verdächtige Beobachtungen bei einem Meeting im Februar in Stockholm. Der Österreichische Verband (ÖLV) habe daraufhin die nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) kontaktiert, die den Vorfall der Welt-Organisation (WADA) und dem internationalen Leichtathletikverband (IAAF) meldete. Mitfavorit Laalou wurde noch vor seinem Start bei den Sommerspielen aus dem Verkehr gezogen.

"Wenn die IAAF sagt, dass ich ein kleines Stück dazu beigetragen und Anstoß gegeben habe, dass man nun zu dem Ergebnis gekommen ist, freut mich das natürlich. Es ist ein Teilerfolg. Es zeigt, dass die Athleten aufmerksam sein sollen. Jetzt haben wir einen Betrüger weniger im Sport", sagte Vojta am Sonntag zur APA - Austria Presse Agentur. Dies sei aber nur ein kleiner Schritt gewesen, man müsse unbedingt dranbleiben.

Gezielt im Visier

Die IAAF bestätigte die Mithilfe Vojtas: "Ich kann bestätigen, dass die Informationen, die wir von Andreas erhalten haben, obwohl sie nicht ganz in sich schlüssig waren, dazu geführt haben, dass die IAAF Laalou gezielt ins Visier genommen hat, um ihn schlussendlich zu erwischen. Wir ermutigen Athleten, ihren Verdacht mit unserer Anti-Doping-Abteilung zu teilen", sagte Sprecher Nick Davies der APA auf Anfrage mit.

Vojta teilte sich bei besagtem Meeting im Februar in Stockholm ein Hotelzimmer mit Laalou. "Ich habe zwei Fläschchen gefunden, verschiedene Substanzen, Glasfläschchen, die zum Aufbrechen gedacht sind. (...). Dann habe ich noch zwei dazugehörige Spritzen gefunden, und dann war noch ein Schläuchen mit einer Spritze dabei und mit der Aufschrift "Insulin 100", wo dann auch das Butterfly dabei war, so dass man dann das Ganze auch in die Blutbahn einführen kann", sagte Vojta in der ARD.

Vor dem Wettkampf habe er dann auch den entsprechenden Schlauch gefunden, in dem sich Blutreste befanden. "Die ganzen Sachen und Gerätschaften hat er offen liegen lassen auf einem Tisch. Ich habe da jetzt nicht irgendetwas durchwühlen müssen. Natürlich, da denkt man sich schon, was ist da los und warum gibt es solche Leute noch immer im Sport", meinte der 23-Jährige. "Erschreckend war für mich", merkte Vojta im APA-Gespräch an, "wie unverfroren Laalou damit umgegangen ist." Als er selbst die Fläschchen und verpackten Spritzen sah, dachte er, er sei in einem falschen Film.

Vorkämpfer Ligle

"Spontan habe ich nicht gewusst, was genau ich jetzt tun soll, auf so eine Situation ist man ja nicht vorbereitet. Ich habe mir aber gedacht, ich muss das festhalten und weitergeben. Also habe ich dann mit dem Handy Fotos gemacht und mir alles aufgeschrieben. Und ich habe es dann Willi (Anm.: seinem Trainer Wilhelm Lilge) erzählt. Wir haben es an Helmut Baudis, den Anti-Doping-Beauftragten des ÖLV weitergeleitet", erläuterte Vojta.

Lilge gilt als einer der größten Doping-Bekämpfer in Österreich, auf seine Initiative wurde 2008 Susanne Pumper getestet und überführt. Lilge hatte Courage gezeigt, handelte es sich bei Pumper doch um eine Athletin aus dem damals gleichen Verein. Mittlerweile hat Lilge mit team2012.at seinen eigenen Club.

Obwohl seit Ende Februar unter Beobachtung, stand Laalou auf der Startliste des Olympia-Rennens. Vojtas Trainer Lilge warf der IAAF und der WADA in der ARD "mangelndes Engagement" vor. Laalou war am 20. Juli im Diamond-League-Meeting in Monaco positiv auf die verbotene Substanz Furosemid getestet worden, weshalb er nun in London fehlte. "Ich habe bis jetzt nicht gewusst, ob es auch wirklich wahrgenommen und er verstärkt kontrolliert wurde", meinte Vojta in London.

Keine Sorge wegen Reaktionen

Als Verdachtsperson hatte Vojta den Afrikaner Laalou nicht unbedingt gesehen, doch man mache sich natürlich so seine Gedanken über den einen oder anderen. "Man kann immer nur Vermutungen anstellen. Manche kommen einem komisch vor, von anderen denkt man, sie arbeiten ehrlich." Über eventuelle negative Reaktionen aus dem Läufer-Feld macht er sich keine Sorgen. "Wenn jemand jetzt ein bisserl böse auf mich ist, soll mir das nur recht sein. Vielleicht fängt er zu überlegen an und denkt über fairen Sport nach."

Er jedenfalls habe die Hoffnung auf einen sauberen Sport nicht aufgegeben. "Nein, sicher nicht, das darf man nicht. Es wird immer wieder schwarze Schafe geben. Teilweise hat sich die Situation gebessert. Das sieht man daran, dass manche Nationen, die normalerweise gut dabei sind, total abgestürzt sind. Da gibt es jetzt verstärkt Anti-Doping-Maßnahmen", meinte Vojta. Man müsse einheitliche Regelungen für alle Länder schaffen, derzeit seien die Länder im Anti-Doping-Kampf immer noch unterschiedlich gut organisiert.

Er hält deshalb durchaus lebenslange Sperren bei eindeutigen Vergehen für ein Mittel. "Blutdoping macht man zu hundert Prozent bewusst. Und was sind dann schon zwei Jahre Sperre? Dann kommen sie zurück und laufen schneller als vorher. Es wäre auch abschreckend, wenn tatsächlich mal jemand ins Gefängnis wandert." (APA, 5.8.2012)