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Beeindruckende Demonstration von Serena Williams im Finale gegen Maria Scharapowa.

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Die Russin musste hart kämpfen und hatte dennoch keinen Auftrag.

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London - Eigentlich könnte man Serena Williams jetzt schon die US-Open-Trophäe zuschicken, denn dass die kräftige Amerikanerin demnächst in New York ein Match verliert, scheint einigermaßen ausgeschlossen. Mit brachialer Gewalt gewann die 30-Jährige am Samstag zum ersten Mal in ihrer schillernden Karriere Olympiagold im Einzel, im Finale des olympischen Wimbledon degradierte sie Maria Scharapowa aus Russland zu einer Statistin.

In 63 Minuten zu Gold

6:0, 6:1 hieß es nach nur 63 Minuten in einem Finale, das so einseitig war wie das Endspiel der French Open 1988, als Steffi Graf die bedauernswerte Natalia Zwerewa aus Weißrussland in etwas mehr als einer halben Stunde mit 6:0, 6:0 nach Hause geschickt hatte. Unaufhörlich wild hüpfend feierte Serena Williams ihren Erfolg, der in keiner Minute des olympischen Turniers auch nur im Ansatz gefährdet war. Sie verlor in sechs Matches insgesamt nur 17 Spiele.

"Serena scheint derzeit so selbstbewusst wie selten zu sein", stellte Steffi Graf am Samstag in London sehr treffend fest: "Alle Grand Slams und Gold bei Olympia zu gewinnen, besser geht es nicht. Es muss für sie ein unglaubliches Gefühl sein." Ein Gefühl, an das sich die "Gräfin" vermutlich noch gut erinnern kann, schließlich gelang ihr dieser Coup im Jahr 1988, als sie ihren bis heute unerreichten Golden Slam vollendete.

Zwölf Jahre nach ihrer älteren Schwester Venus, die das Schauspiel auf dem Rasen mit weitgehend unbewegter Miene von der Tribüne aus verfolgte, hat nun auch Serena ihr ersehntes Einzelgold bei Olympia. Und im Doppel, daran dürfte kaum ein Zweifel bestehen, wird der "Sister Act" am Sonntag den dritten gemeinsamen Olympiasieg nach 2000 in Sydney und 2008 in Peking perfekt machen.

Am Samstag überrollte Serena Williams ihre keinesfalls namenlose Gegnerin mit der Wucht einer Dampfwalze. 45 Minuten waren bereits gespielt, als Maria Scharapowa beim Spielstand von 6:0, 3:0 für Williams der erste Spielgewinn zum 3:1 glückte. Als sie im anschließenden Spiel dann auch noch zwei Breakbälle zum 3:2 hatte, reagierte die ansonsten eher kühle Scharapowa für ihre Verhältnisse fast schon euphorisch - doch am Ende stand das 4:1.

Angesichts des einseitigen Geschehens auf dem Rasen spielte Mutter Oracene Williams in der Box eher gelangweilt mit ihrem Smartphone herum. Sie versäumte nicht viel, musste sich aber beeilen, um ihre Botschaft rechtzeitig fertigzuschreiben: Nach etwas mehr als einer Stunde verwandelte die Tochter ihren ersten Matchball mit einem Ass zu einem Olympiasieg, der deutlicher nicht hätte ausfallen können.

Bronze an Asarenka

Die Bronzemedaille im Einzel ging an die Weltranglistenerste Wiktoria Asarenka, die im Viertelfinale den Siegeszug von Angelique Kerber gestoppt hatte, dann aber im Halbfinale gegen Serena Williams ohne Chance war. Am späten Samstagnachmittag kämpften noch Christopher Kas und Sabine Lisicki um einen Platz im Mixed-Finale am Sonntag. Gegner der letzten Deutschen im olympischen Tennisturnier sind Britanniens Lieblinge Andy Murray und Laura Robson.

Doppel an Bryan-Brüder

Die US-Zwillinge Bob und Mike Bryan sind zum ersten Mal Olympiasieger im Doppel. Die als weltbestes Duo geltenden Amerikaner bezwangen im Finale am Samstag das französische Duo Michael Llodra und Jo-Wilfried Tsonga mit 6:4,7:6(2). Vor vier Jahren in Peking hatten sich die Bryans mit Bronze zufriedengeben müssen. Neben Silber ging auch Bronze an Frankreich, das kleine Finale entschieden Julien Benneteau und Richard Gasquet mit 7:6(4),6:2 gegen die spanische Kombination David Ferrer und Feliciano Lopez.

Für die Bryans war es nach elf gemeinsamen Grand-Slam-Titeln endlich auch der ersehnte Olympiasieg. Während im Herren-Einzel der Sieger zwischen dem Schweizer Roger Federer und dem Briten Andy Murray ermittelt wird, hatten die US-Amerikaner mit Serena und Venus Williams im Damen-Doppel sowie Lisa Raymond/Mike Bryan im Mixed noch zwei Goldanwärter im Rennen. (sid, APA,  4.8.2012)