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Enten am See Bled in Slowenien vehalten sich ruhig, dennoch gilt das Land als ein nächster möglicher Pleitekandidat.

Foto: ap/Dusan Stojanovic

New York/Wien - Weitere Hiobsbotschaft für den wahrscheinlichen nächsten Euro-Pleitekandidaten Slowenien: Die US-Ratingagentur Moody's hat am Donnerstag die Kreditwürdigkeit Sloweniens gleich um drei Stufen von A2 auf Baa2 gesenkt, bei weiterhin negativem Ausblick. Als Hauptgrund wurden die faulen Kredite slowenischer Banken in Milliardenhöhe genannt, für die der Steuerzahler geradestehen wird müssen.

Als zweiten Grund für die Herabstufung führt Moody's die jüngst massiv gestiegenen Renditen slowenischer Staatsanleihen an. Die slowenische Regierung habe mit höheren Refinanzierungskosten und einem beschränkten Zugang zu den Finanzmärkten zu kämpfen, während die einheimischen Banken immer stärker auf Liquidität seitens der Europäischen Zentralbank angewiesen seien. Schließlich werde die Budgetsituation durch das schwache Wirtschaftswachstum verschärft.

Hohe staatliche Kapitalspritze nötig

Konkret bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die drei größten Banken des Landes, Nova Ljubljanska banka (NLB), Nova Kreditna banka Maribor (NKBM) und Abanka Vipa eine staatliche Kapitalspritze im Umfang von zwei bis acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) benötigen werden. Abgesehen davon bekomme die Regierung des Budgetdefizit nicht in den Griff, es dürfte heuer trotz strikter Sparmaßnahmen mit 3,5 Prozent des BIP wieder über der Maastricht-Grenze liegen.

Wirtschaftsexperten rechnen nicht mehr damit, dass Slowenien seine Finanzprobleme aus eigener Kraft in den Griff bekommt. So betonte der angesehene slowenische Ökonom Joze P. Damijan kürzlich, dass Slowenien nur noch die Wahl hat, ob es als Ganzes unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft oder nach dem Vorbild Spaniens zunächst nur um EU-Bankenhilfe ansucht.

Damijan schätzt die faulen Kredite bei den slowenischen Banken auf sechs bis acht Milliarden Euro. Die Bereinigung dieser Altlasten würde das slowenische Budgetdefizit auf 20 bis 28 Prozent des BIP explodieren lassen, die Renditen slowenischer Staatsanleihen würden dann auf über zwölf Prozent steigen. "Das sind Zinsen, die kein Staat mittelfristig finanzieren kann, erst recht nicht langfristig. Slowenien müsste in diesem Fall nach dem Beispiel Griechenlands, Irlands, Spaniens und Portugals um EU-Hilfe bitten."

Anleihen unter Druck

Die Zinsen für slowenische zehnjährige Anleihen haben am Freitag die psychologisch kritische Marke von 7 Prozent überschritten und standen gleich mit den spanischen Renditen.

Die Zinsen für slowenische Anleihen mit einer Laufzeit bis 2021 sind im Freitagshandel gegen 13.00 Uhr auf dem Sekundärmarkt um 0,66 Prozentpunkte auf 7,03 Prozent gestiegen, geht aus den Daten der europäischen Anleihehandelsplattform MTS hervor. Die spanischen Renditen lagen bei 7,04 Prozent.

Nach Ansicht von Wirtschaftsexperten wird die slowenische Regierung nach der jüngsten Rating-Herabstufung schnell reagieren müssen. Das Land werde innerhalb von einem Monat die Finanzmärkte überzeugen müssen, dass es fähig sei seine Staatsfinanzen im Griff zu halten und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, sagte der Ökonome Joze Damijan zur slowenischen Nachrichtenagentur STA. "Die Regierung muss schnellstens einen New Deal zur Wiederbelebung der Wirtschaft vorbereiten, denn nur das kann Slowenien aus der Schuldenspirale heraus bringen", so Damijan. (APA, 3.8.2012)