Wer die Emilia Romagna mit Städten wie Bologna, Modena und Parma bei der Fahrt durch Italien links liegen lässt, bringt sich damit um eine der interessantesten Regionen des Landes. Nicht ist der von Po, Adria und Apennin begrenzte Landstrich reich an Kulturschätzen und berühmt für seine üppige Küche, sondern die Region war auch wiederholt Drehort von bekannten Kinofilmen

"Eine kleine Welt, ein Landstädtchen, irgendwo in Norditalien, im Winter erschauert man unter der Herrschaft des Regens, im Sommer aber schwingt die Sonne ihr strahlend Zepter." So wird der Handlungsort von "Don Camillo und Peppone" am Anfang der von unzähligen Fernsehwiederholungen bekannten Verfilmung beschrieben. Tatsächlich gedreht wurden die fünf Filme nach Kurzgeschichten von Giovannino Guareschi mit Gino Cervi als kommunistischem Bürgermeister und Fernandel als streitlustigem Priester großteils im kleinen Ort Brescello in der Emilia Romagna.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

An die filmische Vergangenheit Brescellos erinnert ein eigenes, das ganze Jahr über geöffnetes Don-Camillo-Museum, in dem sich zahlreiche Originalrequisiten der Verfilmungen finden. Davor sorgt ein Panzer, ähnlich jenem im Film "Die große Schlacht des Don Camillo" (1955), für Aufmerksamkeit.

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Zum Inventar des Museums gehört unter anderem jenes Rennrad, mit dem Fernandel als Don Camillo unterwegs war.

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Das Kreuz mit dem in den Filmen zu Don Camillo sprechenden Jesus findet sich heute in einem Seitenschiff der Kirche von Brescello. Die Jesus-Figur aus leichtem Balsaholz wurde einst ausgehöhlt, damit Fernandel sie für entscheidende Filmsequenzen alleine tragen konnte.

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Dem Journalisten und Autor Giovannino Guareschi, der mit seinen Kurzgeschichten die Vorlagen für die erfolgreichen Don-Camillo-Verfilmungen lieferte, ist sowohl in Brescello als auch im nahen Le Roncole ein eigenes Museum gewidmet. Letzteres wurde von der Tochter und dem Sohn des Autors (im Bild) im Wohnhaus der Familie eingerichtet.

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Gleich neben dem Guareschi-Museum findet sich in Le Roncole in der Provinz Parma das Geburtshaus des Komponisten Giuseppe Verdi.

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Das als Museum eingerichtete Geburtshaus Verdis kann nach wie vor besichtigt werden. Derzeit nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist jenes Gutsgehöft ganz in der Nähe, auf dem große Teile von Bernardo Bertoluccis epischem Film "Novecento / 1900" gedreht wurden. Der in Parma geborene Regisseur hat dem fünfstündigen, mit internationalen Filmstars wie Robert De Niro, Gerard Depardieu, Donald Sutherland und Burt Lancaster gedrehten Film 1976 ein gewaltiges Sozialpanorama der Emilia Romagna auf die Leinwand gebracht.

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Für Interessenten zugänglich ist ein anderer Schauplatz von Bertoluccis "1900": In der Villa San Donnino in der Nähe von Modena wurden Szenen mit Robert De Niro und Dominique Sanda gedreht. Zu der Jugendstilvilla gehört eine Acetaia, in der qualitativ hochwertiger Balsamico-Essig hergestellt wird.

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Die Acetaia der Villa San Donnino Bei Balsamessig stellt den nach althergebrachter Art "Aceto Balsamico Tradizionale di Modena" her. Wie stark sich der Geschmack vom Massenprodukt "Aceto Balsamico di Modena" unterscheidet, kann bei den angebotenen Führungen und Verkostungen, selbst ausprobiert werden.

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Eine andere Spezialität ist der Region ist der berühmte Hartkäse Parmigiano-Reggiano, der seit mindestens 800 Jahren auf nahezu unveränderte Art und Weise produziert wird. Damit der Parmesankäse, der in riesigen Hallen gelagert wird, seinen nussigen Geschmack erhält, muss er mindestens zwölf Monate, der "vecchio" sogar zwei Jahre und der "stravecchio" drei Jahre lang reifen.

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Eine nicht minder wertvolle Köstlichkeit stellt der aus der Schweinekeule, genauer: der Nuss, dem edelsten und wertvollsten Teil des Schweines stammende Culatello-Schinken dar. Die Reifung findet, wie hier in der Antica Corte Pallavicina, in speziellen Kellern in der Nähe des Flusses Po statt. Heiße Sommerluft und feuchte Herbstnebel tragen zu den erforderlichen mikroklimatischen Bedingungen bei, die das besondere Aroma der edlen Schinkensorte gewährleisten.

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Unüberschaubar sind die Restaurants, in denen die Spezialitäten der Emilia Romagna genossen werden können. Eines davon wurde 1991 auf einem Reiterhof von Luciano Pavarotti im Modeneser Hinterland unter dem Namen "Europa 92" eröffnet und hat sich seitdem zu einem Anziehungspunkt für zahlreiche prominente Gäste entwickelt.

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Pavarotti gilt als wohl berühmtester Modeneser. Andere Opernstars, die mit der Stadt assoziiert werden, sind Mirella Freni und Nikolaj Gjaurow. Opernaufführungen finden nach wie vor im Teatro Comunale Di Modena, errichtet im 19. Jahrhundert, statt.

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Wertvolle Boliden sind nicht nur im Ferrari-Museum in Maranello, 18 Kilometer außerhalb von Modena, zu sehen, sondern mitunter auch in den Straßen der Altstadt.

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Bologna, die Hauptstadt der Emilia Romagna, ist nicht nur für ihre traditionsreiche Universität bekannt, sondern beherbergt im Museo Internazionale e Biblioteca della Musica auch eine der bedeutendsten Instrumentensammlungen, u.a. mit Cembali und Klavieren aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

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Zwar findet sich mit Cremona die bekannteste für den Geigenbau bekannte Stadt Italiens in der Lombardei, aber auch in Bologna findet man, wie hier im Bild, nach wie vor bei Berufsmusikern gefragte Instrumentenbauer.

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Natürlich fehlt es in der Emilia Romagna auch nicht an reizvollen Gebäudeensembles und Bauwerken. Die Liste an Sehenswürdigkeiten der Emilia Romagna ließe sich aber auch abseits touristischer Hauptattraktionen noch lange fortsetzen. Die für ihre Filmrestaurierungen, lange von Bernardo Bertoluccis Bruder Giuseppe geleitete Cineteca di Bologna wäre hier etwa zu nennen.

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Oder eine Ausstellung, die der Palazzo dei Diamanti in Ferrara im kommenden Jahr dem in dieser Stadt aufgewachsenen Filmregisseur Michelangelo Antonioni widmet. Besonders in den frühen Arbeiten des Regisseurs wie im Debütfilm "Gente del Po" oder "Il Grido / Der Schrei" spielten die Ebenen der Emilia Romagana eine prägende Rolle. Zu sehen sein wird "Lo sguardo di Michelangelo. Antonioni e le arti" vom 10. März bis 9. Juni. (Karl Gedlicka, derStandard.at, 1.10.2012)

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