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Glenn Beck, eine der bekanntesten Medienpersönlichkeiten der USA. Und auch eine der umstrittensten.

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Irgendwas gilt es für Beck immer wiederherzustellen. Im August 2010 war es noch Honor (Ehre). Dieses Jahr ist es nichts Geringeres als die Liebe.

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Die berühmten Kreidetafeln, die Beck gern einsetzt, um seine Thesen zu veranschaulichen, kommen hier bei der jährlichen Hauptversammlung der National Rifle Association im Mai 2010 zum Einsatz. 

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Im August 2011 besuchte Beck Israel. Nicht allen war er willkommen.

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Glenn Beck bringt Liebe. Besser gesagt, er will sie erneuern. Irgendetwas sei in den USA schiefgelaufen in den vergangenen Jahren, und jetzt sei es notwendig, die Liebe im Land wiederherzustellen. So in etwa lautete die Botschaft, die der TV- und Radiomoderator vergangenen Donnerstag im Cowboys-Stadion in Arlington, Texas verkündete. "Restore Love" nennt Beck die Mission, auf der er sich gerade befindet.

Mit einem dunkelgrünen Sakko, weiß-grün kariertem Hemd, Jeans und Leinenschuhen predigte Beck in der Mitte der Arena. Rund 65.000 waren Becks "Restore Love"-Aufruf gefolgt und hatten ein Ticket zu je zehn Dollar für die Veranstaltung in einem der größten Sportstadien der USA gekauft. Hier wollten sie Glenn Beck zuhören, wie er gedenkt, das seiner Meinung nach kranke Amerika zu retten. Mit Liebe nämlich. Dieser Auftritt von Beck scheint die Wandlung vom rechten Politkommentator zum Prediger einer diffusen Veränderungsbotschaft abzuschließen.

Hitlerjugend-Vergleich

Jahrzehntelang wetterte Beck als konservativer Scharfmacher in zahlreichen Radio- und Fernsehsendungen gegen alles, was ihm nicht in den Kram passte. Die Grenzen zum Geschmacklosen überschritt er dabei mehrmals. Ein Beispiel aus dem vergangenen Sommer: Die Opfer des Attentäters Anders Breivik, in der Mehrzahl Teilnehmer eines Jugendlagers der Sozialdemokratischen Partei Norwegens, verglich Beck mit der Hitlerjugend. Im Vergleich dazu nehmen sich die Verbalattacken auf Barack Obama, insbesondere dessen Gesundheitsreform, harmlos aus: Obama sei ein Nazi oder Kommunist und versuche die USA in ein totalitäres sozialistisches Regime zu verwandeln.

Weltuntergangsszenario auf Kreidetafeln

Zuletzt waren Becks Tiraden auf Fox News zu sehen. Im April vergangenen Jahres wurde es aber auch dem rechtspopulistischem TV-Sender zu viel. Becks Show wurde abgesetzt. Zu abstrus waren die Thesen, die er in seiner Sendung vortrug. Da war die Rede von apokalyptischen Zuständen. Beck mischte Finanzkrise, Umweltkatastrophen und Unruhen im Nahen Osten zu einem Weltuntergangsszenario, das auf den von ihm bemalten Kreidetafeln auch bildlich in Erscheinung trat. Das war genug. Beck musste gehen. Seine letzte Sendung wurde am 30. Juni 2011 ausgestrahlt.

Faszination Radio

Vom Bildschirm verschwunden ist er deswegen noch lange nicht. Er gründete seinen eigenen webbasierten Bezahlsender GBTV, dessen Hauptattraktion er selbst ist. Ohne Publikum scheint Beck nicht sein zu können. Bereits als Teenager hat der heute 58-Jährige beim Radio gearbeitet. Zuerst in lokalen Radiostationen in seiner Heimatstadt Mount Vernon, einer Kleinstadt mit rund 26.000 Einwohnern im Bundesstaat Washington. Die Faszination für das Medium hat seine Mutter ausgelöst, als sie ihm zu seinem achten Geburtstag eine Plattensammlung historischer Radiomomente schenkte.

Vom Abhängigen zum Mormonen

Nach seinem Highschool-Abschluss hatte Beck zahlreiche Jobs bei unterschiedlichen Radiosendern. Einzelne Stationen waren: Corpus Christi in Texas, Louisville in Kentucky, Phoenix, Baltimore und Salt Lake City. Zu Beginn seiner Karriere war Beck noch nicht der wohlmeinende Prediger, den er heute zu geben versucht. In den 1980er und der ersten Hälfte der 1990er Jahre war der Radiomoderator alkohol- und drogenabhängig und nach eigenen Angaben selbstmordgefährdet. 1994 versuchte er seine Sucht mit Hilfe der Anonymen Alkoholiker in den Griff zu bekommen und begann danach eine, wie er selbst sagt, "spirituelle Reise". Politische Meinung hatte er damals keine, zumindest keine, die er öffentlich äußerte. Der Wendepunkt kam, so erzählt es zumindest Beck selbst, mit der Hochzeit mit seiner zweiten Frau Tania und dem Übertritt zum Mormonentum. Sein langjähriger Freund Pat Gray, Mormone und auch Radiomoderator, hatte ihm diese Religion nahegebracht.

Beck selbst beschreibt sich als Konservativen mit libertären Neigungen. Er fordert die Senkung der Staatsausgaben, glaubt an die Kraft des Individuums, hält die Familie für einen Eckpfeiler der Gesellschaft. Er glaubt, es gebe nicht genügend Beweise, dass die Klimaerwärmung vom Menschen verursacht sei. Deswegen sprach er sich auch gegen die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls aus. 

Reichweiten und Einkommen

Sein beruflicher Aufstieg zur nationalen Medienpersönlichkeit begann im Jahr 2000, als er seine eigene Show bekam: "The Glenn Beck Program" ist bis heute eine der erfolgreichsten Radiosendungen in den USA. 2006 kam dann das Fernsehen. Im selben Jahr ging seine Sendung "Glenn Beck" auf CNN Headline News das erste Mal auf Sendung. Zwei Jahre später wechselte er zu Fox News, das er 2011 verließ. Zu diesem Zeitpunkt sahen täglich 2,2 Millionen Zuschauer Becks Sendung. Beck verdiente 2,5 Millionen Dollar im Jahr.

An diese Reichweiten und Einkommenshöhen kommt Beck mit seiner Sendung auf seinem Web-TV-Sender GBTV nicht heran. Das "Wall Street Journal" schätzt die Einkünfte des Senders, der im September vergangenen Jahres startete, auf 40 Millionen Dollar in diesem Jahr. 300.000 Abonnenten ist der Vollzugang zu GBTV 9,95 US-Dollar im Monat wert.

9/12-Project

Inhaltlich scheint Glenn Beck seine Mission fortzuführen. Im vergangenen Jahrzehnt hat er sich mehrmals für die Inhalte der rechtspopulistischen, staats- und steuerfeindlichen Tea Party starkgemacht. Sein 9/12-Project sei hier nur stellvertretend für viele ähnliche Ideen und Projekte erwähnt. Die Zahlenkombination meint den Tag nach 9/11, an dem Amerika "das Richtige getan habe". Die beiden liberalen Satiriker Jon Stewart und Steve Colbert haben sich genüsslich über dieses Vorhaben amüsiert.

Koch-Brothers-Unterstützung

Das tat dem Tatendrang Becks allerdings keinen Abbruch. Er sieht sich mittlerweile als Kopf einer Bewegung. Fernsehkanäle und Einzelveranstaltungen dienen ihm als Vehikel zur Verbreitung seiner Ideen, die allerdings meist wenig konkret erscheinen. Mit der "Restore Love"-Veranstaltung, die von der von Beck gegründeten Gruppe Mercury One ausgerichtet wird, will Beck nichts weniger als die USA retten. Vor wem auch immer. An der Organisation der selbst ernannten Bewegung ist auch FreedomWorks beteiligt. Allerdings nur im Hintergrund. FreedomWorks wird finanziell von den Großindustriellen Charles und David Koch unterstützt. Deren Interessen wiederum sind sehr klar abgesteckt: ihre eigenen. (Michaela Kampl, derStandard.at, 2.8.2012)