Der Auftritt zeigte Selbstherrlichkeit. Hämisch grinsend winkte Kurt Scheuch der pfeifenden Menge zu, die vor dem Klagenfurter Landhaus für Neuwahlen demonstrierte. Der "linke Mob" beeindrucke ihn gar nicht, höhnte der mit Kärntneranzug und unvermeidlichem Trachtenhalstuch adjustierte Politiker: Es sei bloß "ein armes Häuflein elender Lichterlträger", das hier "Gas gibt".

Hochmut kam nicht vor dem Fall. Scheuch kann sich in seiner Arroganz bestätigt fühlen: Gefallen ist nur sein Bruder, der in Parteispendenaffären mehrfach belastete Uwe. Der 44-jährige Kurt hingegen darf für den Zurückgetretenen in die Bresche springen: Er steigt vom Klubobmann zum Vize-Landeshauptmann und Chef der Kärntner Freiheitlichen auf.

Der Sternhof in Mühldorf nahe Spittal an der Drau bleibt damit blaues Machtzentrum. Mit Ehefrauen und fünf Kindern - Kurt, Wolf und Inga gehören zu Kurt - leben die Scheuchs in dem steinalten Gehöft, wo schon vor 200 Jahren die Kärntner Widerständler gegen Napoleon ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatten. Von Selbstzweifeln nicht angekränkelt, reiht sich das Brüderpaar, das 40 Hektar Acker, 60 Hektar Wald und ein Sägewerk verwaltet, in die Tradition der "Herrenbauern" ein, die stets das Land mitformten. Zum Nimbus passt die Jagdleidenschaft, der die Scheuchs auch mit Geschäftspartnern in fernen Gefilden frönen.

Politisch geprägt hat sie der Großvater, der ihnen den Vater ersetzte. Robert Scheuch war glühender Nationalsozialist, dann Mitbegründer des VDU, Sammelbecken ehemaliger Nazis und Vorläufer der FPÖ. "Unser Großvater hat immer gesagt, der Jörg, das ist der Richtige", erzählte Kurt einmal dem Standard. Der Enkel hat den Rat beherzigt - und ist Haider bis in manche Sackgasse gefolgt. Nach vier Jahren in der Landwirtschaftskammer avancierte Scheuch als Kurzzeit-Parlamentarier beim FP-internen Aufstand im Herbst 2002 zum "Reißwolf von Knittelfeld": Vor dem von Haider aufgestachelten Parteivolk zerfetzte er ein Kompromisspapier und trug zum Straucheln der schwarz-blauen Koalition bei.

Abgesehen vom Landtag sitzt der Grobschlächtigere der Scheuchs heute auch im Aufsichtsrat der Landesholding, die das offenbar zwecks Parteifinanzierung skandalös hohe Honorar für Steuerberater Dietrich Birnbacher genehmigte - und ist sich keiner Schuld bewusst. Dies lässt er generell auch für den Bruder gelten. Jenen Richter, der Uwe schuldigsprach, beflegelte Kurt als "Kröte". (Gerald John, DER STANDARD, 2.8.2012)