Landeshauptmann Gerhard Dörfler hat es auf den Punkt gebracht: Mit der Rochade innerhalb der mächtigen Familie Scheuch wurde "die Kontinuität gewahrt" - statt Uwe wird eben künftig Kurt Scheuch sagen, wie es in der Landespolitik weitergehen soll. Und es wird so weitergehen wie bisher - also mit jener Mischung aus Arroganz und Wehleidigkeit, mit der die Freiheitlichen signalisieren, dass sie alles anders machen und ihnen die anderen Parteien, die anderen Bundesländer, ja selbst die Justiz eigentlich nur den verdienten Erfolg neiden.

Es ist diese Dreistigkeit, die es lustig und erfrischend anders erscheinen lässt, wenn man Ortstafeln versetzt. Es ist diese Bauernschläue, mit der man Parteiwerbung und Landeswerbung gleichschaltet. Es ist diese Indolenz, mit der man versucht das eigene Fehlverhalten als Umsetzung einer höheren Gerechtigkeit zu interpretieren - und zwar umso trotziger, je klarer die Justiz aufzeigt, dass das Fehlverhalten kriminell ist.

Es ist diese Frechheit, mit der man Stimmen fangen kann, besonders in Kärnten: Das hat ja schon Jörg Haider bewiesen, der die Doppelrolle des zu Unrecht von den Mächtigen der Republik Verfolgten und die des Rächers der Entrechteten perfekt beherrscht hat.

Natürlich hat jeder Beschuldigte das Recht auf die Unschuldsvermutung, natürlich hält Uwe Scheuch, der nun gleich in mehreren Strafsachen von der Justiz belangt wird, diese für sich persönlich aufrecht.

Und mit ihm alle seine Weggefährten: Der Abgang des Beschuldigten sei kein Schuldeingeständnis, hieß es am Mittwoch, die Freiheitlichen träumen sogar von einem Comeback.

Nur in Wien ist es den Blauen nicht mehr ganz geheuer, was in Kärnten passiert: Parteichef Heinz-Christian Strache sprach distanziert und distanzierend von einem "achtbaren Schritt", den Uwe Scheuch gesetzt habe. Man kennt die Um fragen, in denen die FPÖ ihr Saubermann-Image verliert - der Zuwachs, den die "Freiheitliche Familie" mit der Rückkehr des Kärntner BZÖ unter die blaue Dachmarke der Freiheitlichen erfahren hat, könnte zur Belastung für die Bundespartei werden.

Die Idee der Kärntner Gesinnungsfreunde, die Kärnten-Wahl mit der Nationalratswahl zusammenzulegen, muss die Parteistrategen gehörig erschreckt haben. Die Kärntner Skandale sollen nur ja nicht von Straches Kampf um die Macht ablenken. Die Erwartungen der FPÖ sind hochgeschraubt, man weiß in Wien gut, dass man die Kärntner Stimmen bei der Nationalratswahl brauchen wird.

Aber da sollte in Kärnten schon alles aufgeräumt sein. Wobei die Struktur der Freiheitlichen dazu zwingt, der Kärntner Gruppe freie Hand zu lassen. Ob die Kärntner nun den in reifen Demokratien üblichen Weg zu Wahlen freigeben oder ob sie unreife Lausbubentricks anwenden und mit vernehmbarem "Ätsch!" den Neuwahlbeschluss bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben trachten - das entscheiden die Kärntner Blauen für sich allein. Für Strache ist nur wichtig, dass die Wahlen in Kärnten nicht mit seinem Wahlkampf zusammenfallen.

Für eine Bundeswahl käme das Lausbübische, das die Klientel der Kärntner Freiheitlichen so gerne hat, nicht gelegen. Den Kärntnern bleibt die Lausbuberlpartie allerdings erhalten. Das hat der Landeshauptmann versprochen. Für die Mehrheit klingt das wie eine Drohung. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 2.8.2012)