Alícia (Emma Suárez) hat ein Kinderbuch geschrieben und illustriert. Ihre Heldin ist ein kleines Mädchen mit vielen Ängsten und rigiden, selbstauferlegten Verhaltensregeln.
Der mögliche Verleger findet diese Probleme zu wenig realistisch. Er scheint in einer anderen Welt zu leben als Alícia, die die Nähe ihres Mannes nicht mehr aushält und deren halbwüchsiger Sohn die Wohnung mit einer wachsenden Zahl an herrenlosen Katzen und Hunden füllt.
Der katalanische Autor und Regisseur Agustí Vila stellte seinen zweiten Kinofilm "La mosquitera" / "The Mosquito Net" 2010 vor. Nicht nur atmospärisch erinnert er an griechische Zeitgenossen wie "Dogtooth" oder "Attenberg":
Auch "La mosquitera" arrangiert und isoliert seine Handvoll Figuren in (Innen-)Räumen und hält sie auch zum Zuschauer ein wenig auf Distanz. Ihr Verhalten erscheint eigenartig. Weil äußere Bezüge aber weitgehend fehlen, legt sich dieser Eindruck schnell - diese Menschen sind einfach nur unendlich traurig.
"La mosquitera" thematisiert ihr Unglück jedoch nicht - es wird auch nicht viel geredet -, vielmehr erfindet er eine Abfolge von Alltagssituationen, in denen die Tragik ins Absurd-Komische kippt. Ein merkwürdig fesselnder Film.
Tote Schönheit, lebendiger Bär
Die weiteren Filmstarts der Woche
Im französischen Jura kommt eine wasserstoffblonde Lokalberühmtheit zu Tode. Nicht nur ein Schriftsteller fragt sich in der schwarzen Komödie dieses Titels bald: "Who Killed Marilyn"?
Außerdem neu: die Brachialkomödie "Ted", in der neben Mark Wahlberg ein sprechender Teddy umgeht, und die Gesellschaftskomödie "Der Vorname" mit Patrick Bruel, Charles Berling u. a., in der ein Paar mit der Namenswahl für den Nachwuchs irritiert.
Weiters starten die Groteske "Das Schwein von Gaza", in der ein palästinensischer Fischer seinen ungewöhnlichen Fang loswerden will, das Pixar-Animationsabenteuer "Merida - Legende der Highlands" sowie Johnny Depps Herzensprojekt, die Hunter-S.-Thompson-Adaption "Rum Diary". (irr, DER STANDARD, 2.8.2012)