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Tränengaseinsatz gegen Autoinsassen.

Foto: EPA/MAZEN MAHDI

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Tränengasbehälter des US-Herstellers Nonlethal Technologies.

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Die Polizeikräfte zahlreicher Staaten verwenden Reizgase, um Demonstrationen unter Kontrolle zu halten. Seit hundert Jahren werden verschiedene Wirkstoffe unter dem Sammelbegriff "Tränengas" gegen Zivilisten eingesetzt. Normalerweise sind die schwersten Verletzungen, die dadurch entstehen, Atemwegs- und Hautreizungen oder Traumata, die durch den Aufprall des Gasbehälters entstehen.

Doch die Polizei des Golfstaats Bahrain verwendet einem Bericht der NGO Physicians for Human Rights (PfHR) zufolge das Reizgas als tödliche Waffe. Die Polizisten feuern Tränengasgranaten durch Fenster in Wohnungen ab, um deren Bewohner herauszutreiben. Diese Praxis ist durch zahlreiche Videos dokumentiert.

Gasmasken für Gäste

Dem Bericht zufolge hat sich der Tränengasgeruch in manchen Stadtteilen, die von der schiitischen Bevölkerungsmehrheit bewohnt werden, festgesetzt. Die Einheimischen hätten sich mittlerweile damit abgefunden, Besucher erhalten allerdings oft Gasmasken, um den Gestank ertragen zu können.

Durch die Langzeitfolgen des Gaseinsatzes haben unter Bahrains Schiiten Fehlgeburten und Atemwegserkrankungen drastisch zugenommen, schreiben die Ärzte. Die Ermittler sprachen mit den Angehörigen zweier Bahrainer, die an durch Tränengaseinsatz in geschlossenen Räumen ausgelösten Komplikationen verstorben sein sollen. Besonders Personen mit bestehenden Atemwegserkrankungen sind demnach gefährdet: Ein Asthmatiker verstarb nach 25 Tagen im Spital. Er hatte aus Angst vor Repressionen den behandelnden Ärzten nicht mitgeteilt, dass er mehrmals mit Tränengas in Kontakt gekommen war.

Ruf nach Lieferstopp

Die Ärzte fordern angesichts des Tränengas-Missbrauchs die Weltgemeinschaft auf, Staaten wie Bahrain nicht mehr mit solchen Kampfstoffen zu beliefern. Bisher bezog die Polizei des Golfstaats Reizgas aus den USA, Frankreich, Großbritannien und Brasilien. Da immer wieder Bilder leerer Gasbehälter mit dem Herstelleraufdruck veröffentlicht wurden und dies den Herstellerländern negative Publicity bescherte, werden laut "Bahrain Watch" nun unbedruckte Behälter verwendet.

Das US-Repräsentantenhaus wollte am Mittwoch darüber beraten, ob Bahrains Polizei Fortschritte bei der Einhaltung der Menschenrechte gemacht hat. PfHR-Vizedirektor Richard Sollom war als Zeuge geladen (Video).

Ob sich die US-Regierung zu einer Verurteilung der Übergriffe durchringen kann, ist fraglich: In Bahrain ist die 5. US-Flotte stationiert. (Bert Eder, derStandard.at, 2.8.2012)