Bild nicht mehr verfügbar.

Keiner will gewinnen.

Foto: Reuters/Muhammad

London - Mit einer schnellen Reaktion hat der Badminton-Weltverband auf den bisher größten Skandal der Olympischen Sommerspiele in London reagiert. Gleich acht Spielerinnen wurden aus dem Turnier ausgeschlossen, da sie sich offenkundig bei ihren Damen-Doppel-Matches um Niederlagen bemüht hatten, um im weiteren Turnier-Verlauf stärkeren Gegnerinnen aus dem Weg zu gehen.

Schon vor der Entscheidung hatten der Organisationschef der Spiele Sebastian Coe und IOC-Sprecher Mark Adams das Verhalten der Spielerinnen aus China, Südkorea und Indonesien als inakzeptabel gegeißelt. Folgerichtig wurde die Entscheidung des Badminton-Verbands auch begrüßt. Die Spiele verlassen müssen die Spielerinnen allerdings nicht.

Topgesetzte Paarung ausgepfiffen, Yang tritt ab

Dem Publikum hatten sich bei den beiden Spielen am Dienstagabend skurrile Szenen geboten. Vor allem das topgesetzte chinesische Doppel Wang Xiaoli und Yu Yang trieb es auf den Gipfel, als sich das Duo nicht einmal bemühte, den Ball beim Aufschlag über das Netz zu schupfen. Die BBC-Reporterin Gail Emms, selbst Badminton-Medaillengewinnerin in Athen, ätzte: "Sie haben so gespielt, dass sogar mein Baby die Partie wohl hätte gewinnen können." Die Zuschauer pfiffen und riefen Betrug.

Yang gab einen Tag nach der Blamage das Ende ihre Sportkarriere bekannt. "Das ist mein letzter Wettbewerb. Auf Wiedersehen Internationaler Badmintonverband, auf Wiedersehen mein geliebtes Badminton", ließ die Chinesin über den chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo ausrichten. Zuvor hatten die chinesischen Spielerinnen sich damit verteidigt, dass sie eben schon vor der Partie weiter gewesen seien. Sie hätten keine Energie mehr verschwenden wollen, so Yang.

Südkoreas Cheftrainer Sung Han-Kook räumte ein, dass auch seine zwei Doppel versucht hätten, ihre Spiele gegen Teams aus China bzw. Indonesien zu verlieren, begonnen hätten aber die anderen. Allzu talentiert im Verlieren waren die Koreanerinnen ohnehin nicht. Beide gewannen letztlich unfreiwillig. Dennoch müssen sich Jung Kyung-eun/Kim Ha-na und Ha Jung-eun/Kim Min-jung ebenso wie die indonesischen Spielerinnen Greysia Polii und Meiliana Jauhari von den Olympischen Badmintonbewerben verabschieden.

Olympischer Geist?

Kritik kam aber selbst aus dem chinesischen Team und zwar vom in seiner Heimat als Superstar gefeierten Weltranglisten-Ersten Lin Dan. Der Olympiasieger von 2008 meinte, taktische Niederlagen, um bestimmten Gegnern auszuweichen, widersprächen dem Olympischen Geist. Gleichzeitig kritisierte er den Weltverband, da er mit dem Modus von Vorrunden-Gruppen den Raum für Manipulationen schaffe.

Auch der Chef der stärksten europäischen Equipe, jener der Dänen, sprach sich für Direktausscheidungen aus. "Wir wissen, dass die Chinesen alles tun, um das bestmögliche Resultat für ihr Land zu ermöglichen. Sie denken nicht als individuelle Spieler. So ist das Geschehene keine Überraschung."

Proteste zurückgewiesen

Kurz nach der Bekanntgabe der Entscheidungen legten die Südkoreanerinnen Protest ein. Auch die Spielerinnen aus Indonesien gaben bekannt, dass sie das Urteil anfechten wollen, den Einspruch zogen sie aber kurze Zeit später wieder zurück. Die Chinesinnen hatten das Urteil ohne Protest akzeptiert. Der Einspruch der Südkoreanerinnen wurde vom Weltverband abgewiesen

Das Badminton-Turnier sollte am späten Mittwochnachmittag mit dem Viertelfinale im Damen-Doppel fortgesetzt werden. Durch den Ausschluss der vier Paare rückten Doppel aus Russland, Südafrika, Kanada und Australien nach, die sonst die Heimreise hätten antreten müssen.

Am Vormittag hatte Indien einen weiteren Protest gegen das japanische Doppel wegen vermeintlich absichtlich schlechter Leistungen eingereicht. Nach der Ablehnung des Einspruchs durch den Weltverband protestierten die Inder erneut. Hier stand eine Entscheidung noch aus. (APA/Reuters/red, 1.8.2012)