Sportevents im Osten kommen immer gut, was den Arbeitsablauf angeht. Peking war ein Honiglecken. Alles schon gelaufen, wenn daheim Redaktionsschluss ist, lange Tage, aber null Stress. Doch der Londoner Osten, wo sich Olympia hauptsächlich abspielt, ist halt relativ, weil von Wien aus gesehen immer noch ein Westen. Und die eine Stunde, die London hintnach ist, kann ziemlich wehtun.

Irgendwann geht einem die Stunde ab. Zum Beispiel bei der Arbeit, die man früher abschließen sollte. Klug wäre es, früher schlafen zu gehen, um früher aufstehen und mit der Arbeit beginnen zu können. Aber was nicht alles klug wäre. Irgendwann hat man dann doch auf London-Zeit umgestellt. Nach einem Tag, der vollgepackt war mit Tischtennis, Basketball, Fußball und U-Bahn-Fahren, geht man nämlich sicher nicht früher ins Bett, sondern noch ins Pub, und sei es jenes gegenüber dem Hotel.

Das Northumberland Arms in King's Cross, nicht zu verwechseln mit anderen Northumberland Arms, wurde bis jetzt gemieden, weil es von außen wie eine Spelunke wirkt. Drinnen zeigt sich: Es ist eine Spelunke. Ein Billardtisch, zwei TV-Geräte, vier Spielautomaten, acht Biersorten. An den Wänden hängen Flaggen vieler Länder, wegen Olympia, Rot-Weiß-Rot ist nicht dabei. Egal, Österreich ist keine große Nummer in London. Die Grafschaft Northumberland liegt übrigens nördlich des Flusses Humber an der Grenze zu Schottland. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 01.08.2012)