Lebensgemeinschaft mit hoher Gag-Frequenz: Titelbär Ted, sein bester Freund John (Mark Wahlberg) und dessen Freundin Lori (Mila Kunis), die lieber eine teddylose Beziehung führen würde.

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Wien - Wer in jungen Jahren von der Unterhaltungsindustrie verschluckt wird, braucht ein dickes Fell, um bei nachlassendem Pu blikumsinteresse in ein normales Leben zurückzufinden. Ted, der Titelbär von Seth MacFarlanes Regiedebüt, hat als Teddy nicht bloß einen dicken, sondern auch einen ausgesprochen flauschigen Pelz. Trotzdem ist in Teds Leben nicht alles eitel Wonne. Beispielsweise hat er trotz erhöhten Leistungsdrucks keinen Penis, ein bedrückendes Manko, dem er mit exzessivem Alkohol- und Drogenkonsum wacker begegnet.

Das klingt nicht nur komisch, sondern ist tatsächlich einer der lustigsten Filme der letzten Zeit und für seinen Macher ein unerwartet großer Erfolg. Dabei konnte sich MacFarlane insbesondere als Schöpfer der Animationsserie "Family Guy" - einer Art Holzhammervariante von "Die Simpsons" - einer treuen, leicht zu mobilisierenden Fanbasis sicher sein. Für "Ted" verlässt er sich mit seinen langjährigen Koautoren Alec Sulkin und Wellesley Wild auf bewährte Elemente: anthropomorphe Kreaturen, popkulturelle Anspielungen und einen Humor, wie man ihn nur sehr weit südlich der Gürtellinie findet. Die Geschichte gerät dabei leider immer wieder ins Hintertreffen.

Das Vorspiel beginnt 1985 im Stil eines Spielberg-Märchens im amerikanischen Vorortidyll. Der schüchterne John Bennett hat hier nur einen Freund, seinen Teddy, und nur einen Wunsch - dass dieser lebendig wird. Die Erfüllung folgt prompt, und der knopfäugige Kumpan wird zum Star der Nation. Schnitt: 27 Jahre später, eine Couch in Boston. Der Medienrummel ist vorbei, doch John (Mark Wahlberg) und Ted sind noch immer beste Freunde sowie weit davon entfernt erwachsen zu werden. Was sie vielmehr auszeichnet, ist ein starker Zug zur Haschpfeife und ein Faible für schlechte Filme. Einzig Johns Freundin Lori (Mila Kunis) ist unzufrieden. Nach vier Jahren Beziehung hätte sie gerne einen Ring am Finger und den Saubartlbären in einer eigenen Wohnung.

Der Film bewegt sich somit auf dem von Judd Apatow ("The 40-Year-Old Virgin") ausplanierten Terrain der Bromance Comedies, die von den Schwierigkeiten des verspäteten Erwachsenwerdens unter Kumpels erzählen. Neue Facetten kann MacFarlane dem Genre nicht abgewinnen. Der zur Beziehungsdramatik zwischen John, Ted und Lori ins Skript gequetschte Entführungsplot ändert daran nichts.

Knuffig und verdorben

Als Alleinstellungsmerkmal fungiert einzig Ted selbst. Der von MacFarlane per Motion-Capture gespielte und in der Originalfassung auch gesprochene Plüschpetz ist großartig animiert und gibt mit seiner Mischung aus Verdorbenheit und Knuffigkeit den nur selten jugendfreien Zoten einen speziellen Twist. Dazu funktioniert die Interaktion der Schauspieler mit dem sprechenden Teddy bärig. Falls MTV auch 2013 Prügelszenen auszeichnet: hier wäre ein wahnwitziger Favorit.

Das große "K. o."-Kriterium sind aber freilich die Gags, und diese kommen ohne Unterlass. Verhältnismäßig leise Schmähs wechseln mit dem tiefsten Fäkalhumor, präzise Wortwitze mit blanken Absurditäten. Selbst die Protagonisten müssen sich stellenweise erst gegenseitig versichern, dass etwa das, was wie ein Haufen menschlicher Exkremente aussieht, tatsächlich ein Haufen menschlicher Exkremente ist. Und auch wenn die Autoren nicht immer ins Schwarze treffen, dank ausreichend Besuchern mit ausgedehnter Toleranzgrenze haben sie die Lacher auf ihrer Seite. (Dorian Waller, DER STANDARD, 1.8.2012)