Freiburg – Bei der Suche nach den Ursachen der Schizophrenie sind mittlerweile fünf Genvarianten identifiziert. Sie beeinflussen allesamt den Glutamat-Stoffwechsel, der wiederum wichtige Prozesse im Gehirn steuert, wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde berichtet. Nach ihren Angaben ist die Krankheit zu etwa gleichen Teilen erblich und durch Umweltfaktoren bedingt.

Genvarianten verdoppeln Risiko

Die betreffenden Gene sind nach Angaben des Bonner Wissenschaftlers Wolfgang Maier auf den Chromosomen 6, 8, 13 und 22 lokalisiert. Schätzungen zufolge verdoppelt jede einzelne dieser Genvarianten das individuelle Schizophrenie-Risiko. Ihr besonderes Augenmerk richten die Wissenschaftler nun darauf, dass alle fünf identifizierten Gene auch den Glutamat-Stoffwechsel beeinflussen, der im Hirn unter anderem für Sinneswahrnehmungen, Motorik, Lernen und Gedächtnis mitverantwortlich ist.

Experten versprechen sich genauere Diagnosen

"Noch lassen sich daraus keine therapeutischen Schlussfolgerungen ziehen, da die Gene auch andere gemeinsame Funktionen haben, die ebenfalls zur Krankheitsentstehung beitragen könnten", betont Maier. Doch langfristig versprechen sich die Experten von der Erforschung der genetischen Faktoren schon eine genauere Diagnose, wirkungsvollere Vorbeugemaßnahmen und bessere Vorhersagen über den Therapie-Erfolg.

"Die Tatsache, dass Patienten sehr verschieden auf Medikamente ansprechen und ganz unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten können, hat vermutlich genetische Ursachen", sagt der Sprecher der Fachgesellschaft, Peter Falkai.

In Österreich 800 neue Fälle jährlich

In Deutschland erkranken Schätzungen zufolge rund 800.000 Menschen mindestens einmal im Leben an Schizophrenie. In Österreich sind es rund 80.000. Jahr für Jahr werden in der Alpenrepublik etwa 800 neue Fälle registriert. Die Patienten können nicht zwischen Einbildung und Wirklichkeit unterscheiden. Sie fühlen sich verfolgt, hören Stimmen, die ihnen Befehle erteilen, oder sehen Dinge, die außer ihnen niemand wahrnimmt. Die Krankheit verläuft meist in Schüben. Nahezu beschwerdefreie Perioden wechseln mit Phasen, in denen die Wahnvorstellungen überhand nehmen.

Anzeichen

Erste Anzeichen einer Schizophrenie können Appetit- und Schlafstörungen, allgemeine Ängste, Gereiztheit, Energielosigkeit sowie Verfolgungswahn sein. Bei vielen Patienten kommt zudem zu ungewöhnlichen Denkinhalten, Hypersensibilität, Sorge um Selbstdarstellung, Verlust des Selbstvertrauens sowie zu Alkohol- und Drogenproblemen. Die Mehrzahl der Patienten ist allein stehend. Nur ein Viertel hat eine feste Beziehung. (APA/AP)