Frankfurt - Die Deutsche Bank streicht 1.900 Stellen vor allem außerhalb Deutschlands und reagiert damit auf zuletzt schlecht laufende Geschäfte insbesondere im Investmentbanking. Allein in der einstigen Vorzeigesparte sollen 1.500 Jobs wegfallen, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Frankfurt mitteilte. Insgesamt will das seit Juni von Investmentbanker Anshu Jain und Deutschland-Chef Jürgen Fitschen geführte Institut seine Kosten um 3 Mrd. Euro drücken. Die Deutsche Bank beschäftigt derzeit 100.682 Vollzeitkräfte weltweit.
Im zweiten Quartal 2012 hatte das Investmentbanking, in der die Bank zum Beispiel mit Beratung bei Fusionen und dem Anleihengeschäft Geld verdient, nach einem kurzen Zwischenhoch zu Jahresbeginn wieder ein herben Gewinneinbruch zu verkraften. Das Vorsteuerergebnis sackte um 63 Prozent auf 357 Mio. Euro ab. Ende 2011 war die einstige Ertragsperle des Konzerns sogar tief in die roten Zahlen gerutscht. Bereits Vorgänger Josef Ackermann hatte den Jobabbau eingeleitet, von Herbst an kappte die Bank in der Sparte bereits 500 Stellen.
Ausgerechnet der neue Vorstandschef Anshu Jain, der die Sparte jahrelang selbst leitete, musste am Dienstag einräumen, dass das Privatkundengeschäft zuletzt mehr abwarf als das einst so lukrative Kapitalmarktgeschäft. Eine schnelle Erholung erwartet er nicht. "Die Europäische Staatsschuldenkrise belastet weiterhin das Investorenvertrauen und die Kundenaktivitäten über alle Geschäftsbereiche hinweg", erklärte Jain zusammen mit seinem Co-Chef Jürgen Fitschen.
Mit dem Jobabbau schließt sich die Deutsche Bank dem internationalen Trend an. Weltweit streichen Großbanken Zehntausende Stellen vor allem im Investmentbanking. Seit der Finanzkrise sprudeln dort die Gewinne nicht mehr wie einst. Das hängt mit verschärften regulatorischen Anforderungen zusammen, aber auch mit heftigen Schwankungen an den Märkten und der anhaltenden Euro-Schuldenkrise.
Auch Privatkundegeschäft schwächelt
Im Geschäft mit Privatkunden schrumpfte der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal zwar ebenfalls, und zwar um 13 Prozent auf 398 Mio. Euro. Dennoch erweist sich das klassische Bankgeschäft damit als recht stabiles Standbein in Krisenzeiten - genau mit diesem Ziel hatte es Jains Vorgänger Josef Ackermann jahrelang aufgebaut. Eine große Baustelle bleibt dagegen die Vermögensverwaltung, wo das Ergebnis um 85 Prozent auf nur noch 35 Mio. Euro zusammenschmolz. Die Hängepartie um den - letztlich gescheiterten - Verkauf großer Geschäftsteile führte zu enormen Abflüssen von Kundengeldern, wie die Bank selbst einräumte. (APA/red, derStandard.at, 31.7.2012)