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Weltweit sind die Banken der Lieblingsgegner der Globalisierungskritiker. Jene in Österreich wollen nächstes Jahr ihre eigene gründen.

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Wien - Während die einen um ihre Existenz kämpfen, versuchen die anderen, eine solche zu gründen. 824 Kreditinstitute gibt es derzeit in Österreich, ein weiteres soll Mitte 2013 dazu kommen. Die neue Bank soll alternativ gestrickt sein, geht es nach dem "Verein zur Förderung und Gründung einer Demokratischen Bank".

Der Entwurf zu den Statuten der "Demba" steht bereits. Basis für das Bankprojekt ist ein Modell der Globalisierungskritiker von Attac Österreich. Zentraler Punkt: Die genossenschaftlich organisierte Bank will "dem Gemeinwohl verpflichtet" sein, keine Gewinne ausschütten und " der Förderung sozial und ökologisch nachhaltiger Entwicklung" dienen. Die knappe Produktpalette: Zahlungsverkehr, Annahme von Spareinlagen, Vergabe von Krediten. Die Sparer sollen auf Zinsen verzichten, müssen das aber nicht tun.

Hälfte erledigt

Die Hälfte des Gründungswegs ist laut Bankplaner und Attac-Gründungsmitglied Christian Felber bereits erledigt. Bis September will der Verein nun zwei Vorstandsmitglieder für die künftige Bank auswählen; rund 30 Interessenten haben sich gemeldet. Ungefähr die Hälfte davon: Banker.

Dem Vernehmen nach war Rainer Borns, Vorstandsmitglied des Österreichischen Genossenschaftsverbands, Wunschkandidat des Vereins - er geht nun aber in den ÖVAG-Vorstand. Das Gründungskapital (nötig sind mindestens fünf Mio. Euro) soll bis zum Weltspartag Ende Oktober aufgestellt sein; laut Felber gibt es derzeit bereits Zusagen von rund 2000 potenziellen Genossenschaftern für zwei Mio. Euro Kapital.

Bis zum Herbst sollen insgesamt rund 10.000 Genossenschafter gewonnen sein, was einem Gründungskapital von zehn Mio. Euro entspräche.

Wer die potenziellen Bankgenossenschafter sind? Laut Felber "Leute, die mit dem Bankensystem unzufrieden sind, viele Klein- und Mittelunternehmer, umweltbewusste und globalisierungskritische Menschen, bis hin zu Vertretern von kirchlichen und gewerkschaftlichen Bewegungen und liberalem Bürgertum".

Über die Finanzmarktaufsicht FMA bzw. das Bankwesengesetz sind die Bank-Geburtshelfer bereits gestolpert. Weil auf der Demba-Homepage vom Bankgeschäft die Rede war, hat die FMA ein Verwaltungsverfahren eingeleitet - schließlich gibt es ja noch keine Banklizenz. Nun weist der Verein ausdrücklich darauf hin, dass er "keine Bank ist".

Eine Frage des Verbands

Eine viel größere Hürde steht den Bankgründern aber noch bevor. Sie müssen, bevor sie Chancen auf eine Vollbanklizenz haben, zum einen ein plausibles Geschäftsmodell nachweisen. Und zudem in einen Verband aufgenommen werden. Damit einher geht nämlich die Aufnahme in einen gemeinsamen Haftungsverbund. Mit dem Wunschsektor, den Volksbanken, wird es aber nichts; sie haben angesichts ihrer Turbulenzen schon abgewunken.

Übrig bleiben also Raiffeisen-, Sparkassen- und Bankenverband. Informelle Gespräche mit allen Verbandsvertretern gibt es bereits - ideologische Vorbehalte der alternativen Bankgründer nicht. "Denn", so Felber, "bezüglich ihrer Gründungsidee sind alle Verbände sehr attraktiv." (Renate Graber, DER STANDARD, 31.7.2012)