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Ein Laysanalbatros - nun wurde erstmals ein fossiler Albatros im frühen Tertiär des Nordseeraumes nachgewiesen.

Foto: REUTERS/Marco Garcia

Frankfurt/Main - Vor 30 Millionen Jahren kreisten Albatrosse über dem Gebiet der heutigen Nordsee. Mit einer Flügelspannweite von mehr als zwei Metern und einem etwa 80 Zentimeter großen Körper segelten die Vögel stundenlang durch die Luft - so wie ihre heutigen Artgenossen, die aber vorwiegend auf der Südhalbkugel zu Hause sind. Anhand jahrzehntelang unbeachteter Knochenreste wiesen Wissenschafter des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt erstmals einen Albatros dieses Alters aus Nordeuropa nach, wie Senckenberg am Montag in Frankfurt mitteilte. Die Studie ist im Fachjournal "The Auk" veröffentlicht worden.

Gefunden wurden die Knochen in einer Ziegeltongrube in der Nähe von Antwerpen. Im Naturkundemuseum Brüssel seien die versteinerten, höchstens fünf Zentimeter großen Knochenstücke in Röhrchen aufbewahrt worden, so Gerald Mayr, Sektionsleiter Ornithologie am Senckenberg Forschungsinstitut. "Die Knochen wurden schon vor über 100 Jahren gefunden, aber bisher nicht untersucht." 

Knochenanalyse

Der Frankfurter nahm die Stücke mit seinem Brüsseler Kollegen Thierry Smith unter die Lupe und beschreibt sie als Tydea septentrionalis, eine neue Art aus der Gruppe der Albatrosse. Die Knochen stammen aus der Zeit des frühen Oligozäns – der Zeit vor etwa 30 Millionen Jahren – und wurden im Nordseebecken abgelagert. Die wenigen versteinerten Überbleibsel der großen Flugkünstler aus anderen Ablagerungen der Nordsee sind erdgeschichtlich alle wesentlich jünger. "Wir wissen nun, dass Albatrosse eine lange evolutionäre Entwicklungsgeschichte in Europa hatten, aber warum die Tiere in diesem Teil der Welt ausgestorben sind, ist uns weiterhin ein Rätsel", sagte Mayr. 

Der neu beschriebene Vogel entsprach in seiner Größe in etwa dem heutigen Schwarzbrauenalbatros mit einer Spannweite von bis zu über 2 Metern und einer Körperlänge von etwa 80 Zentimetern. "Die große Ähnlichkeit zwischen den untersuchten Flügelknochen mit denen heutiger Albatrosse lassen vermuten, dass die Vertreter vor 30 Millionen Jahren ähnlich lange Strecken im offenen Meer zurücklegen konnten, wie wir es von den Albatrossen der Gegenwart kennen", so der Forscher. Heutige Albatrosse ernähren sich überwiegend von Tintenfischen und Fischen. Sie favorisieren Gebiete, in denen nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe der Meere an die Oberfläche steigt und kräftige Winde vorherrschen. (APA/red, derStandard.at, 30.7.2012)