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Fesche Politiker sind in Kärnten auch "Part of the Game". Zumindest "der Scheuch ist auch nicht schiach".

Foto: Reuters/Hans-Peter Bader

Spontane Flucht zu Freunden nach Kärnten, die dort auch mit Kindern urlauben. Ausgerechnet in jener Woche, in der auffliegt, dass es in dem Land so korrupt und verschuldet zugeht, wie man es schon immer vermutet hat. In dem Land ist es so wahnsinnig schön, dass es einem auf der Fahrt dorthin nach jeder Kurve den Atem verschlägt. Und sie sind kinderfreundlich dort.

Die liebsten Menschen der Welt

Bei einer Toilettenpause in einem Kaff auf der Strecke sind wir in ein Gasthaus mit Kegelbahn geraten. Es war schon 11 Uhr vormittags und ein Wochentag, Grund genug, dass die Hütte voll war mit biertrinkenden Bowlingbrüdern im Pensionsalter. Mein Vierjähriger wurde innerhalb von Minuten zum Chef ernannt und durfte mitkegeln, Kugeln bringen. Danach wurde er von Schultersitz zu Schultersitz gereicht. Durfte Bier kosten hinter meinem Rücken. Wird er nie vergessen. Was immer ich ihm dann angeboten habe an Vergnügungen, er will jetzt in diesem Gasthaus wohnen bei den liebsten Menschen der Welt.

"Fesch" und "auch nicht schiarch"

Die Woche war herrlich mit den wunderschönen Seen und den traumhaften Bergen und dem vielen fantastischen Essen, durchaus schon mit regionalem Bioanspruch und ... ach ja. Aber die Politik dort. Die können einem schon leidtun, die Kärntner.

Im Schwimmbadrestaurant allerdings konnte ich dann mitanhören, wie man das alles so sehen kann als Einheimischer. "Dass der Haider so eine Sau war", sagt da der Mann. "Aber fesch war er", sagt die Frau. "Und g'scheit war er, sonst hätte er die Großkopferten nicht so lange angeschmiert", sagt da die andere Frau vom Nebentisch. "Das war aber unser Geld", sagt da der Mann wieder. "Wir haben nie eines gehabt, brauch ich jetzt auch keines", sagt die Frau wieder. "Stimmt auch wieder", sagt der Mann. "Der Scheuch ist auch nicht schiach", sagt die Frau vom Nebentisch. Aus, Ende des Gespräches.

Glücklich sind sie also auch, die Kärntner. (Heidi List, derStandard.at, 30.7.2012)