Soll parallel zu LibreOffice 3.7 kommen: Eine Fernsteuerungs-App für die Präsentationskomponente Impress.

Grafik: Michael Meeks / Libreoffice

Im Rahmen eines Vortrags auf der Linux-Desktop-Konferenz GUADEC hat der das LibreOffice-Team beim Linux-Hersteller SUSE leitende Michael Meeks einen kurzen Blick auf die aktuelle Situation des Projekts geworfen, vor allem aber auch eine Vorschau auf so manch kommendes Feature geboten.

Aktueller Stand

Seit der Abspaltung von OpenOffice.org sei der Umfang der neuen Code-Beiträge zu LibreOffice stetig nach oben gegangen. Zuletzt nicht mehr ganz so stark wie am Anfang, aber trotzdem sei weiterhin ein Wachstum zu verzeichnen, so Meeks, der sich natürlich trotzdem mehr EntwicklerInnen für sein Projekt wünscht. Bei den anfänglich im Vordergrund stehenden Aufräumarbeiten am Code habe man mittlerweile massive Fortschritte gemacht, beispielsweise die Zahl der ungenutzten Methoden von ursprünglich 5.000 auf 200 reduziert. Auch die Umstellung des Build-Systems mache große Fortschritte.

Fokus

Für das bereit Anfang August anstehende LibreOffice 3.6 sei die Verbesserung von Stabilität und Qualität der Software ein zentrales Ziel gewesen, insofern habe man viel neue Tests hinzugefügt, die dafür sorgen sollen, dass sich eigentlich bereits bereinigte Fehler nicht wieder neu einschleichen. In der Vergangenheit sei dies leider sogar bei sicherheitskritischen Problemen immer wieder mal passiert, wie Meeks eingesteht.

Features

Aber natürlich sind auch einige neue Features geplant bzw. in den aktuellsten Testversionen schon enthalten. So lassen sich nun Corel-Draw-Dokumente importieren, und die Impress-Master-Seiten wurden grundlegend umdesignet. Bei der Tabellenkalkulation Calc wurde der CSV-Import signifikant verbessert, der Writer kann nun mit einer Live-Anzeige der Zeichenanzahl aufwarten und bietet eine qualitativ erheblich gesteigerte Skalierung von Bildern.

Ausblick

Für die weitere Zukunft - umrissen mit dem Begriff LibreOffice 3.7/4.0 - hat das Projekt derzeit bereits einige größere Brocken in Arbeit. Dazu gehören Alfresco und Sharepoint-Unterstützung ebenso wie Verbesserungen am LibreOffice-eigenen Toolkit VCL, die das Umgestalten des Interfaces künftig erheblich leichter machen sollten.

GNOME

In Sachen Zusammenarbeit mit dem Linux-Desktop GNOME verweist Meeks darauf, dass man plant den Dokumentdarstellungskern der Office-Suite in eine liblibreoffice auszulagern, wovon nicht zuletzt die "Documents"-Anwendung GNOME profitieren soll. Aber auch als Backend für einen effizienten Web-Office-Viewer empfehle sich diese Bibliothek.

Umbau

Zudem würde man derzeit Calc gröber umarbeiten, wodurch vor allem dessen Speicherverbrauch signifikant reduziert werden soll - bei gleichzeitig deutlich gesteigerter Performance. Der Import von Microsoft Publisher Dokumenten steht ebenfalls in der Liste der geplanten Neuerungen.

Android

Weiterhin als "Proof of Concept" bezeichnet Meeks hingegen die schon früher einmal vorgezeigte Android-Version von LibreOffice. Diese mache zwar laufend Fortschritte, aber vor allem in Interface-Fragen sei man derzeit noch recht weit von einem fertigen Produkt entfernt.

Fernsteuerung

Sehr viel konkreter ist da schon eine andere Android-App, nämlich eine, die als Fernsteuerung für den Präsentationsmodus von Impress fungieren kann. Dabei werden am Display sowohl der jetzige als auch der nächste Slide angezeigt, auch das soll parallel zu dem für Februar 2013 geplanten LibreOffice 3.7 / 4.0 kommen. Mit dem aktuellen Zeitplan hat man sich übrigens dem Rhythmus des GNOME-Projekts angepasst - und damit indirekte auch den Linux-Distributionen Ubuntu und Fedora, die sich ebenfalls am GNOME orientieren. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.07.12)