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Madonna zeigte sich im Wiener Happel-Stadion im Cheerleader-Kostüm genauso wie in Unterwäsche und im Catsuit.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Wien - Das war über weite Strecken Heavy Metal: laut, aggressiv, düster, verstörend. Madonna zeigte am Sonntagabend in Wien ihre MDNA-Show, weniger Konzert als Achterbahnfahrt zu Techno-Beats. Ein Teil des Publikums wusste damit wenig anzufangen und freute sich über Pop-Lichtblicke wie "Like A Prayer", aufgeführt mit Gospel-Chor. Das Ernst-Happel-Stadion war passabel gefüllt, aber bei weitem nicht voll. Und der Star ließ seine Fans lange auf die Darbietung warten.

Madonna und Wien, das ist so eine Geschichte. Der erste Besuch der Diva vor fast genau vier Jahren fand an einem unwirtlichen Ort auf der Donauinsel statt und hinterließ nicht nur deshalb einen schalen Nachgeschmack. Der Gesang der mittlerweile 53-Jährigen hatte mehrmals Schieflage, die Show wirkte in Abschnitten inhomogen. Was angesichts der recht üppigen Kartenpreise nicht verziehen wurde.

Zäher Kartenabsatz

Die aktuelle Tour steht generell unter keinem guten Stern: Das Album "MDNA" (Universal) stürzte ab, der Kartenabsatz lief teils zäh. Madonna scheint das zu beflügeln: Das Spektakel im Prateroval war eine faszinierende Reizüberflutung zu wabernden Bässen, bei dem die Inszenierung mehr Bedeutung hatte als die Live-Musik. Religiöse Motive verschmolzen mit Splatter-Effekten (großartig wie brutal: "Gang Bang"), Kampfansagen ("I Don't Give A*") mit sexuellen Fantasien ("The Erotic Candy Shop") und mit baskischer Folklore ("Open Your Heart").

Politkritik (inklusive umstrittenem Le-Pen-Video), Sadomaso, Scheidungstraumabewältigung mit Lieberhaber-Gemetzel und Cheerleader-Gehopse in eine runde Show zu verpacken - das war Pop pur. Madonna zeigte sich in Unterwäsche (und hauchte dazu "Like A Virgin" mit Klavierbegleitung im Walzertakt), im Catsuit, mit Swarovski-Glitter und wütend: Die Leute, die sie vor drei Tagen in Paris ausgebuht hatten, seien "keine Fans" gewesen, verkündete sie aufgeregt.

Wer eine heile Popwelt erwartet hat, konnte nach dem Opener "Girl Gone Wild" enttäuscht hinausgehen und nur bei der (blassen) Ballade "Masterpiece" und "Like A Prayer" (nur hier gab es - nach fast zwei Stunden - so etwas wie Stadion-Stimmung) wieder hineinschauen. Die Sängerin, die manchmal so tat, als würde sie Gitarre spielen, verzichtete auf eine Nostalgierevue mit ihren größten Hits und tischte stattdessen ein zeitgerechtes, wüstes Drama mit Bumm-Bumm-Adrenalinstößen auf. Um Madonna zu zitieren: "I'm gonna be ok, I don't care what the people say." (APA, 30.7.2012)