Wien - Am 22. November 2011 starb der Kabarettist und Komponist Georg Kreisler, der mit seinem schwarzen Humor und Liedern wie Tauben vergiften oder Wie schön wäre Wien ohne Wiener bekannt geworden war, 89-jährig in Salzburg. Vier Jahre zuvor, 2007, hatte Kreisler seine gesamten Manuskripte der Berliner Akademie der Künste übergeben. Dennoch gelangte die Österreichische Nationalbibliothek kürzlich in den Besitz eines Teilnachlasses: Sie erwarb von der Schauspielerin Topsy Küppers insgesamt 53 Musikhandschriften, darunter etliche bisher unveröffentlichte Lieder. Sie werden derzeit in der Musiksammlung der ÖNB archiviert.

Küppers, langjährige Prinzipalin der Freien Bühne Wieden in Wien, war die dritte Ehefrau von Kreisler. Sie gaben ab 1958 gemeinsame Chansonabende, 1975 kam es zur Trennung. Ab 1984 stritten sich die beiden vor Gericht um das Urheberrecht des Ein-Frau-Musicals Heute Abend: Lola Blau; den Prozess gewann Kreisler erst nach 14 Jahren.

Unter den Manuskripten befindet sich u. a. Sie ist ein herrliches Weib und das Lied Der Herr ist mir fremd, das von Küppers interpretiert worden war. Bedeutsam seien, so die ÖNB in einer Aussendung, die Handschriften nicht nur wegen der von Wortwitz und sprachlicher Eleganz gekennzeichneten Texte, sondern auch wegen des Einblicks in die Kompositionswerkstatt Kreislers, der in den Manuskripten eine praxisbestimmte Mischung aus genauer Notation und Tonartkürzeln anwandte. Die Höhe des Ankaufspreises wurde nicht genannt.    (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 30.7.2012)