Wien - Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter erwartet sich vom Einstieg der América Móvil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim bei der teilstaatlichen Telekom Austria eine Stärkung der Kapitalkraft, um mitmischen zu können, wenn sich in Europa Kaufgelegenheiten ergeben. "Die ganze Branche dreht sich in Richtung Konsolidierung. Je kleiner man ist, desto höher sind die Troubles, die man zu bewältigen hat. Größe ist jedenfalls ein Vorteil" - und ein Partner, der Geld hat, sei zumindest kein Fehler, so Ametsreiter im Interview mit der neuen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "trend".

Ziele sind Zukäufe in Ostmärkten

América Móvíl hat die Telekom Austria als Plattform auserkoren, von der aus man in Europa agieren will. Wenn sie diese Ankündigung auch umsetze, sei man sehr erfreut, so Ametsreiter. Ziele sind Zukäufe in Ostmärkten, in denen man schon vertreten ist, die Übernahme von Glasfaser- und Kabelnetzbetreibern, aber auch geografische Expansion in neue Märkte. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat wie berichtet keine Einwände gegen den Einstieg von Slims América Móvíl mit 9,89 Prozent bei der Telekom; durch die Übernahme des Aktienpaketes des Investors Ronny Pecik könnte man sogar auf 25,9 Prozent erhöhen. Damit würde América Móvíl aber die Sperrminorität bei der Telekom erreichen, dafür bräuchte sie allerdings die Zustimmung des Wirtschaftsministeriums.

Trend zu Auto-SIM-Karte

Was lukrative Geschäftsfelder betrifft, nennt der TA-General im "trend" die Kommunikation "machine to machine" über Mobilfunk. "In zehn Jahren wird wahrscheinlich jedes Auto eine SIM-Karte haben." Auch Haushaltsgeräte, Heizungen, Getränke- und Fahrscheinautomaten sollen zunehmend mit SIM-Karten ausgerüstet werden. Außerdem verspricht sich Ametsreiter Wachstum von der NFC-Technologie, dem Bezahlen mit dem Handy "im Vorübergehen".

Über die vergangenen Jahre an der TA-Spitze, die vom Platzen zahlreicher Skandale geprägt waren, meint Ametsreiter: "Der Rucksack ist abgelegt. Für uns beginnt ein neues Kapitel. Und weiter geht's." Die Erschütterungen seien dermaßen massiv gewesen, dass der Manager erklärt: "Außer mir hat das wahrscheinlich noch niemand in Österreich erlebt." Den Vorwurf, er habe oft zu defensiv agiert, lässt er nicht gelten: "Mir ist der äußere Schein weniger wichtig als das Ergebnis." Und auf die Frage nach seiner persönlichen Zukunft antwortet Ametsreiter im trend: "Es sind noch eineinhalb Jahre bis zum Ablauf meines Vertrages. Ich habe nichts anderes vor, wenn Sie das meinen." (APA, 29.7.2012)