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"Eine Hand wäscht die andere" nennt der Volksmund die Haider-Gedenkskulptur in Gurk. Ihr offizieller Titel: "Verbindende Hände" - präsentiert von Harald Dobernig, Uwe Scheuch, Josef Lobnig, Claudia Haider, Gerhard Dörfler, Siegfried Kampl (v. li.).

Foto: APA/Eggenberger

Es war sozusagen ein von der FPK inszenierter Kärntner Staatsakt, als am 25. Jänner 2011 ein Denkmal für den verstorbenen Jörg Haider vor dem Gurker Dom enthüllt wurde. Es soll Haiders Volkstümlichkeit per Handschlag mit jedem Kärntner und jeder Kärntnerin symbolisieren.

"Eine Hand wäscht die andere", hieß es allerdings bald darauf im Volksmund. Gemeint war damit das "System Haider", mit dem der verunfallte Landeshauptmann das ganze Land mit einem dicken Filz aus Begehrlichkeiten, Abhängigkeiten, Willkür, Freunderlwirtschaft und Mitläufertum überzogen hatte.

Wer mitspielte konnte prächtig profitieren, wer sich Haider entgegenstemmte, wurde öffentlich erniedrigt, beleidigt, nicht selten auch unter fadenscheinigen Umständen vor den Kadi gezerrt.

Profitiert haben viele, Prominente aus Wirtschaft, Kultur und Politik ebenso wie die kleinen Leute, die persönlich aus der landesfürstlichen Hand Müttergeld, Weihnachtshunderter oder Billigbenzingutscheine entgegennehmen durften.

Viele Unternehmer klagten hinter vorgehaltener Hand, dass bei Landesförderungen fünf bis zehn Prozent für Haiders Partei "part of the game" waren. Öffentlich dagegen auftreten wagte man nie. Auch nach Haiders Tod nicht.

Man nahm und schwieg. Renato Zanella etwa, der trotz absehbaren finanziellen Kollapses der Klagenfurter Seebühne noch ein üppiges Abstandshonorar erwarten durfte, oder Frank Stronach, dem man zum Billigstpreis ein ganzes Schloss samt Riesengrundstück am Wörthersee zu Füßen legte, Werner Frömmel oder Ex-Magna-CEO Siegfried Wolf, deren Pleitefluglinie Styrian Spirit durch Haiders Übernahme in Landesbesitz vorerst vor dem Konkurs gerettet wurde. Wie sich später herausstellte, ohnehin vergeblich.

Monopoly mit einem ganzen Land, so spielte Jörg Haider. Kein Projekt war zu groß, keines zu teuer. 120 Millionen Euro wurden über Haiders Hausbank Hypo Alpe Adria ins Schlosshotel Velden investiert und großteils auf Grund gesetzt, das Klagenfurter Fußballstadion dürfte inklusive Rückbau weit mehr als 100 Millionen Euro verschlingen. Bespielung ungewiss.

Und auch die SPÖ spielte willig mit, erst koalierte man, später arrangierten sich etliche Bürgermeister - Schaden für die Partei hin oder her - mit Haider.

Und wie im Land selbst wurde auch außerhalb Kärntens mit Millionen jongliert. Bis heute ist ungeklärt, ob und wie viel Geld Haider von Diktatoren wie Saddam Hussein oder Muammar Gaddafi für seine Partei erhielt. Von bis zu 45 Millionen Euro ist die Rede, deren Spuren sich in Liechtenstein verlieren.

Das Ende in Kärnten ist bekannt. Das Land weist jetzt den größten Schuldenstand aller Zeiten auf, die Hypo Alpe Adria musste 2009 notverstaatlicht werden. Deren umstrittener Verkauf an die Bayern LB, einst als Haiders größter Coup gepriesen und zu dem er sich VP-Chef Josef Martinz als Komplizen holte, wird jetzt von der Justiz in unzähligen Prozessen aufzuarbeiten sein.

Der aufgeflogene Skandal um illegale Parteispenden an FPK und ÖVP im Untreueprozess um Birnbachers Millionenhonorar dürfte erst der Anfang sein. (stein, DER STANDARD, 30.7.2012)