Berlin - Unter dem Druck des Bürgerkrieges zieht der syrische Präsident Bashar al-Assad Truppen aus dem Kurdengebiet in die Kampfzonen ab. Mehrere Kurdengruppen wollen dies nach Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins "Focus" nutzen, um einen autonomen Staat im Grenzgebiet zur Türkei zu erreichen. Dabei gewinnt auch die kurdische PKK Einfluss, die im türkischen Kurdengebiet Autonomie anstrebt und von der Türkei als Terrororganisation bekämpft wird.

Verschiedene Kurdenorganisationen hätten sich geeinigt, gemeinsam mit Assad über einen Kurdenstaat in Nordsyrien zu verhandeln. Darunter sei auch die PKK, berichtete das Magazin "Focus". Der Präsident der syrisch-kurdischen Nationalversammlung, Sherkoh Abbas, sagte dem Blatt: "Der neue Staat muss Teil eines föderativen Verbundes werden, in dem die Rechte der Minderheiten gegenüber der Zentralregierung besser geschützt werden."

Im Grenzort Al-Kamishli werde eine "Regionalregierung von Nordsyrien-Kurdistan" eingesetzt, sagte Abbas. Auch die Alawiten strebten einen eigenständigen Staat entlang der Mittelmeerküste an. Das sei Assads "Plan B". Assad gehört wie die meisten seiner Führungsriege der Glaubensrichtung der Alawiten an; die Aufständischen sind überwiegend sunnitische Araber.

Kurden übernehmen Aufgaben der Sicherheitskräfte

In Teilen Nordsyriens hat die PKK nach Angaben der syrischen Partei Kurdische Zukunftsbewegung bereits die Kontrolle übernommen. Er befürchte daher Spannungen im syrisch-türkischen Grenzgebiet, sagte Siamend Hajo, Europasprecher der Zukunftsbewegung, am Samstag im Deutschlandradio Kultur.

Die Kurden hätten in einigen Städten die Aufgaben der Sicherheitskräfte übernommen, sagte der in Deutschland lebende Politologe. "Das Problem ist, dass tatsächlich in vielen dieser Städte die PKK bzw. PYD - das ist die syrische Zweigstelle der PKK - die Kontrolle übernommen hat." Die Türkei befürchte nun, dass die PKK in Nordsyrien Ausbildungslager schaffen und Leute für den Kampf in der Türkei rekrutieren könnte.

Die PKK hat auch im Nordirak Rückzugsgebiete. Die türkischen Streitkräfte haben mehrmals PKK-Lager in der Türkei angegriffen. Die Kurdische Zukunftsbewegung ist nach Angaben Hajos als einzige kurdische Partei im Syrischen Nationalrat vertreten und tritt für einen zivilen, demokratischen Rechtsstaat ein. (APA, 28.7.2012)