Seit 13. Juli existiert eine Facebook-Fangruppe über den mittlerweile weltbekannten Wiener Gürtel-Bären. Gegründet hat die Seite der Künstler Martin Schneidewind (27, r. im Bildeck): "Anfangs hatten wir um die 100 Fans, doch nachdem das Süddeutsche Zeitung Magazin darüber berichtete, sind die Zugriffe explodiert." Am Freitagnachmittag hatte die Seite schon über 3000 Likes, doch es werden fast im Minutentakt mehr.

Foto: Florian Bayer

Auf den Bären am Gumpendorfer Gürtel wurde Schneidewind (hier mit seiner Partnerin) aufmerksam, weil er Soziale Arbeit studiert und in der Suchthilfe Wien auf der anderen Seite des Gürtels arbeitet. Bald darauf schrieb er den "Fensterbären-Song" und die Geschichte nahm ihren Lauf: "Die Medien sind dankbar, etwas gefunden zu haben, mit dem sie das Sommerloch füllen können."

Foto: Florian Bayer

Laut Schneidewind gehört der Bär zu einer Wohngemeinschaft von "vier oder fünf" Studenten, die es bislang noch vermeiden, in die Medien zu gehen. "Schwer zu sagen, was die Idee dahinter ist", so der 27-jährige Künstler. "Vielleicht will man nur Farbe in den grauen Alltag bringen, die Leute schmunzeln lassen? Vielleicht ist mehr dahinter? Ich weiß es nicht." Schneidewind vermutet, dass in den nächsten Tagen mehr über die Idee bekannt wird: "Noch ist der 'Initiator' auf Urlaub, aber am Samstag kommt er wieder zurück. Dann wird man vielleicht mehr erfahren."

Foto: Florian Bayer

Der Medienhype ist jedenfalls enorm. "Heute kamen schon ORF, Die Presse und ÖSTERREICH, aber es waren auch schon NTV und Focus da", so Schneidewind, der nicht mit diesem Erfolg gerechnet hat: "Die WG-Bewohner haben überhaupt gestern erst meine Facebook-Gruppe entdeckt." Langweilig wird Schneidewind jedenfalls so schnell nicht: Im Moment hat er einen Interview- oder Drehtermin nach dem anderen, und für nächste Woche plant er auch noch einen Videodreh zu seinem Song.

Foto: Florian Bayer

Auch die Geschäftsbesitzer im Erdgeschoss des Gebäudes wundern sich über das Interesse. So muss Gyenes Taudin vom Pferdefleischhauer im Erdgeschoß herzlich lachen, als sich gleich nach dem ORF auch noch derStandard.at nach dem Bären erkundigt. Der Medienrummel sei seit Freitagmittag auf seinem Höhepunkt, so die ungarischstämmige Fleischerin: "Alle fragen, was los ist? Ich weiß aber auch nicht, was es damit auf sich hat." Sie findet den Bären "lustig", aber mehr Leute als normal kämen deswegen nicht zu ihr ins Geschäft. Ähnlich sieht das der Kebabverkäufer Günes Ergün im Nachbar-Shop: "Ich mache nicht mehr Geschäft als normal. Die Leute kommen sowieso wegen des guten Kebabs zu mir und nicht wegen des Bären."

Foto: Florian Bayer

Einen Hinweis, was vielleicht dahinter stecken könnte, hat uns Christian Lendl geschickt, der bereits vor einigen Wochen im Amsterdamer Rotlichviertel einen Bären im Fenster entdeckte. Bleibt abzuwarten, was in den nächsten Tagen herauskommt. Wir bleiben jedenfalls dran an der bisher schönsten Sommerlochgeschichte. (Florian Bayer, derStandard.at, 27.7.2012)

Foto: Christian Lendl/CC