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Vor 35 Jahren wurde in Wien am Schwarzenbergplatz die erste McDonald's-Filiale in Österreich eröffnet. So sah es damals dort aus. Im Erdgeschoß des Palais Wertheim sorgten knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die ersten Liebhaber von Big Mac, Pommes & Co.

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Mittlerweile gibt es hierzulande 180 Niederlassungen. Viele schauen heute mehr wie ein Café aus. In Österreich werden mit Pommes und Burgern mittlerweile über 500 Millionen Euro umgesetzt. Achteinhalbtausend Mitarbeiter halten den Laden in Schuss. Ein beträchtlicher Zuwachs, den manch einer wohl nicht für möglich gehalten hätte. "Die Amerikaner" würden wohl nicht lange bleiben, soll ein Würstelstandler anlässlich des Einzugs der US-Company in Wien dem ORF zu Protokoll gegeben haben. Doch sehen wir selbst ...

Foto: McDonald’s Österreich

1984: In dem Jahr, in dem die USA und der Vatikan nach mehr als 100 Jahren Pause wieder diplomatische Beziehungen aufnehmen, Apple den Macintosh einführt, in Liechtenstein die männlichen Wahlberechtigten sich knapp für ein Stimm- und Wahlrecht für Frauen entscheiden, Pieter Willem Botha nach der Verfassungsänderung in Südafrika erstmals Angehörige der schwarzen Mehrheit in sein Kabinett aufnimmt, Ronald Reagan die US-Präsidentenwahl gewinnt, in Wien der ranghöchste UNO-Diplomat der Türkei von Mitgliedern der Armenischen Revolutionären Armee erschossen wird und die Bundesregierung kurz vor Jahresende im Konflikt um die Hainburger Au einen Rodungsstopp beschließt, geht es bei McDonald's am Schwarzenbergplatz eher beschaulich zu.

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Verblichen die alten Ansichten: Kind und Kegel haben sich damals offensichtlich Speis und Trank noch einträchtig geteilt. Ob es sich bei dieser Operation um den obligatorischen Sonntagsausflug zum McDonald's oder einen einmaligen Trip - vielleicht zur Firmung? - handelte, ist nicht überliefert.

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Dass die guten alten Zeiten schon damals prachtvoll als Werbeträger funktionieren, ist hier jedenfalls ersichtlich. Während Handelsvertreter Ray Kroc das erste Quick-Service-Restaurant schon 1955 in Des Plaines, Illinois, eröffnete, brauchte es in Österreich etwas länger. Von einem rauschenden Emfpang kann wohl auch nicht die Rede sein. Folgendes Kleinod hat dazu ein Kollege vom Wirtschaftsmagazin "Format" in der aktuellen Cover-Story ausgehoben. "Des Klumpert kennt ja kaner", soll ein Würstelstandler damals in die ORF-Kamera gepoltert haben. Offenbar ganz der Ansicht "Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht".  Dabei kam alles anders. Auch im Schnitzerlland Österreich.

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Wir sind im Jahre 1986. Nicht nur die Autos vor dem neu umgebauten Portal sind mehr geworden. Auch die Skepsis an den Ernährungsgepflogenheiten im Fast-Food-Stil steigt. Leberkässemmerl, Eitrige, Schnitzerl, Blut- und Leberwurst: Nicht alles, was hierzulande und anderswo konsumiert wird und wurde, ist supergesund. Heute wie damals. Burger und Fritten setzen allerdings für viele kritische Stimmen neue Maßstäbe in Sachen ungesunder Ernährung.

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Dass der Haussegen schief hängt, weil Mama und Papa dem Liebling lieber Spinat und Salat in pfleglicher Umgebung angedeihen lassen, davon können vermutlich zahlreiche Familien ein Lied singen. Esskultur und McDonald's - das geht für manchen einfach ganz und gar nicht zusammen.

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2004 hingegen hängt vermutlich im Konzern selbst der Haussegen ein wenig schief. Damals, Mitte Juli, läuft in den Kinos der Film "Super Size Me" an. In dem Dokumentarfilm ernährt sich der Hauptdarsteller einen Monat lang nur von Burgern und Co. - und wird feister und feister und feister ...

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Mittlerweile gibt es neben Fast Food schon lange auch Slow Food, den Trend zu regionalen Produkten, zu gesünderem Essen. Dass McDonald's nichts davon mitbekäme, kann man nun nicht behaupten. "Format" hat übrigens auch ein paar Lobeshymnen aufgestellt. Die wollen wir Ihnen - allen Unkenrufen zum Trotz - nicht vorenthalten. Toni Polster bekundet da frank und frei, dass er "alle drei bis fünf Wochen dorthin muss, weil es qualitativ hochwertig ist und schmeckt".

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Was ebenfalls das "Format" zusammen getragen hat, hat jetzt nichts mit Schmecken, sondern mit den ökonomischen Randerscheinungen zu tun. Rund 105 Millionen Euro fließen jährlich in heimische Zulieferbetriebe wie Bäckereien und Fleischkonzerne. Die bekannte "Mir san mir"-Mentalität hat übrigens auch zu einem österreichischen Spezifikum geführt: Weil Österreichs Männer wieder heimfahren, wenn sie kein Bier bekommen, gibt es das heute auch bei McDonald's.

Hellas begeistert: Dieses Sujet dürfte schon ein wenig in die Jahre gekommen sein.

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Zum Abschluss noch ein Werbeträger, dessen Charme in Österreich allerdings ein bisschen verblichen ist. Ob Wolfgang Schüssels Fussball-Begeisterung, die dem damaligen Bundeskanzler einen Werbeauftritt beschert, mittlerweile abgekühlt ist, wissen wohl nur ihm Nahestehende. Der Österreicher Liebe zum Fast Food ist es nicht, 85 Prozent sind heute Gast "beim Mäci". (Regina Bruckner, derStandard.at, 27.7.2012)

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