Wien - Die Sektkellerei Schlumberger, die zum deutschen Familienunternehmen Underberg gehört, plant die gesamte Produktion wieder an ihren Gründungsstandort nach Bad Vöslau (Niederösterreich) zu verlagern. Allerdings nicht kurzfristig, das seien Langfristüberlegungen für die nächsten fünf Jahre, wenn das Wachstum weiter so anhält, sagte Schlumberger-Chef Eduard Kranebitter zum Standard. Wenn statt wie jetzt bis zu sieben Mio. Flaschen jährlich künftig zehn Millionen produziert werden.
Derzeit wird in Bad Vöslau der Wein vergoren, ausgebaut und abgefüllt, alle übrigen Arbeitsschritte wie das Rütteln finden in der Heiligenstädter Straße in Wien statt. Von dort werden die fertigen Flaschen dann auch ausgeliefert. Schlumberger erwartet durch eine Zusammenlegung den Wegfall eines internen Arbeitsschrittes. Der einzige Unterschied wäre der, dass die Flaschen nicht mit dem Lkw zur Rüttelung nach Wien, sondern gleich direkt an die Kunden ausgeliefert würden.
Bürger kämpfen dagegen
Weil Schlumberger an dem Stammsitz in Bad Vöslau dafür aber noch zu wenig Grundstücke besitzt, gibt es Gespräche mit angrenzenden Grundbesitzern, Flächen zu tauschen oder dazuzukaufen. Kranebitter spricht von rund 3000 Quadratmetern zusätzlich. Zudem müsste die bestehende Halle erweitert werden.
Gleichzeitig schloss er die von den Anrainern befürchtete zusätzliche Lärmbelästigung aus. Jene sollen künftig in alle Gespräche mit eingebunden werden. So auch beim nächsten Treffen Mitte August mit der Gemeinde. Ein Architekt hat bereits erste Schaubilder und Skizzen präsentiert, die eine mögliche Version des neuen Standortes darstellen.
Den Anrainern des "Goldecks" passt die Betriebsausweitung neben den Weinbergen nicht, sie planen eine Bürgerinitiative, schrieb jüngst die Badener Zeitung. Firmengründer Robert Schlumberger hat 1842 seinen ersten Weinberg in Bad Vöslau in der Lage Goldeck erworben - daher der Name des Sekts und des örtlichen Weinguts in Bad Vöslau.
Kranebitter versucht die Ängste der Anrainer zu zerstreuen: Statt der bisher fünf Mitarbeiter in Bad Vöslau würden nach der Produktionszusammenlegung 35 Personen dort beschäftigt sein. Die Verwaltung (zuletzt etwa 70 Mitarbeiter) würde weiter in Wien-Heiligenstadt bleiben. Daher sei auch ein Verkauf der Immobilie samt Weinkeller kein Thema. Das Gebäude werde auch gebraucht, da Schlumberger 2009 den Konkurrenten Hochriegel übernommen hatte.
Unwetterschäden
Aufgrund der massiven Unwetterschäden schloss Kranebitter nicht aus, dass für Hochriegel heuer ein Teil der Produktion in Italien zugekauft werden muss. Für die Marken Schlumberger und Goldeck werden weiterhin ausschließlich österreichische Trauben verwendet. Derartige Hagelschäden wie jüngst hätte es seit 40 Jahren nicht mehr gegeben. Im Weinviertel seien bei Chardonnay bis zu 50 Prozent der Produktion vernichtet worden.
Preiserhöhungen werde es heuer keine geben, eventuell zu Weihnachten 2013. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 27.7.2012)