Alles andere als eitel Sonnenschein herrscht derzeit in der Kärntner Politik. Das sieht auch die Bevölkerung so.

Foto: Kärnten Werbung/Daniel Zupanc

"Das ist ein Skandal, aber es interessiert mich eh gar net", sagt Elfi Berger aus Reißeck bei Spittal an der Drau und legt schon wieder auf. Nicht alle Kärntner reden gerne über ihre derzeitige Landespolitik.

derStandard.at wollte wissen, was die Kärntner zum aktuellen Korruptionsskandal sagen. Überraschen sie die aktuellen politischen Ereignisse? Finden sie, dass es Neuwahlen braucht? Was muss sich in Kärnten ändern? Das Ergebnis ist keine repräsentative Umfrage, sondern soll vielmehr die verschiedenen Stimmungen der Kärntner widerspiegeln. Etwas zu sagen hatten viele, mit vollem Namen genannt werden wollten jedoch nur wenige.

Überrascht war von den Skandalen niemand - gewusst haben sie es schon immer alle. Beim Thema Neuwahlen gingen die Meinungen dann allerdings auseinander.

"Ich wüsste nicht, wen ich noch wählen soll"

"Was die Kärntner über die politischen Vorkommnisse der letzten Wochen denken? Das kann ich Ihnen sagen: Wir sind deprimiert über die Vorgänge!", sagt Barbara B. aus Villach. Über Neuwahlen mache sie sich derzeit aber keine Gedanken, "ich muss erst einmal verdauen, wie das hier so abläuft".

"Dass das niemandem gefällt, ist doch selbstverständlich. Das gehört geändert. Aber da müssen Sie die Jugend fragen, ich bin schon zu alt", sagt die 81-jährige Erika B. aus Wolfsberg. Überrascht darüber, dass sich die Korruptionsvorwürfe bestätigt haben, ist sie aber nicht: "Man redet schon so lange, jetzt wird's Zeit, dass was passiert. Der Sumpf gehört trockengelegt. Neuwahlen wären auf jeden Fall gut."

So sieht das auch Christiane B. aus Klagenfurt: "Natürlich brauchen wir Neuwahlen! Was da passiert ist, ist widerwärtig!" Ob alle Kärntner Politiker korrupt sind? Nein, Frau B. schätzt den Kärntner Grünen-Chef Rolf Holub sehr, "denn der hat das Ganze ja erst ins Rollen gebracht". Auf die Frage, ob denn Neuwahlen etwas ändern würden an der politischen Landschaft Kärntens, antwortet sie überzeugt: "Nein."

Petra Müller-Hasch, ebenfalls aus Klagenfurt, ist für den Rücktritt aller beteiligten Politiker, aber nicht unbedingt für Neuwahlen: "In Kärnten zu wählen ist ganz schwierig - ich wüsste nicht, wen ich noch wählen soll." Auch sie ist von den jüngsten Ereignissen nicht überrascht: "Viele kritische Beobachter haben schon geahnt, dass sich die Vorwürfe bestätigen werden."

"Wir machen allerhand mit im Kärtnerland"

"Eine Tragik" sei das alles, sagt Herr Müller aus Radenthein beim Millstätter See. Er meint damit aber nicht den Korruptionsskandal in Kärnten, sondern den "österreichischen Staat, die Politiker und die EU". Diese würden die Menschen im Land tagtäglich belügen und die Vorgänge in Kärnten "künstlich aufbauschen". Den Grund nennt der Ingenieur auch sogleich: "Die wollen ablenken von den Problemen in Österreich und der EU, bei denen es um die Existenz von morgen geht." Leid tue ihm auch Uwe Scheuch, es sei schließlich "kein Verbrechen, Gedanken zu äußern". Denn sonst, so Müller, "gehören 90 Prozent der Menschen eingesperrt". Trotz des Ärgers, den er empfindet, nimmt der Kärntner die Ereignisse mit Humor. "Kennen Sie den Witz schon: Woran erkennt man bei einem Politiker, dass er lügt? Wenn er den Mund aufmacht."

Auch Ferdinand B., ebenfalls aus Radenthein, ist unglücklich über die Kärntner Politik: "Wir machen allerhand mit im Kärtnerland, ich will gar nicht darüber reden. Es war nicht wirklich überraschend, es gab schon einige Vermutungen." Seine Konsequenz aus all der Korruption hat er schon gezogen: "Für mich sind die Politiker gestorben - ich geh' nimmer zur Wahl."

"Alle Parteien sind in Korruption verstrickt"

Ähnlich sieht das Patricia Kelemen-Thaler aus Ebenthal im Bezirk Klagenfurt-Land: "In Kärnten ist es schwierig. Man kann keine Partei wählen, jeder ist in Korruption verstrickt. Es gehört das gesamte politische Personal ausgewechselt, erst dann haben Neuwahlen einen Sinn." Das Geständnis des Steuerberaters Birnbacher kam für sie überraschend; dass sich die Vorwürfe erhärtet haben, nicht.

Und Charlotte D. aus Gnesau im Bezirk Feldkirchen meint lediglich: "Ich tu mich nicht mehr befassen mit dem, da müssen S' wen andern befragen." (Florian Bayer/Sarah Dyduch, derStandard.at, 26.7.2012)