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Im Fine-Wine-Bereich sind sie bis heute eine Großmacht.

Foto: AP/Kirsty Wigglesworth

Die Olympischen Spiele finden in einem Land statt, dem der Sport einiges zu verdanken hat. Etliche Sportarten wurden bekanntlich in England erfunden. Weniger bekannt ist, dass da auch bei Wein einiges in die Gänge gebracht wurde, obwohl oder vielmehr weil dort in puncto Weinbau klimabedingt kaum etwas ging. Die Briten waren lange Nummer eins unter den Wein importierenden Ländern, wurden erst vor wenigen Jahren, und nur von Deutschland, überholt. Im Fine-Wine-Bereich sind sie bis heute eine Großmacht.

So manchen Wein würde es ohne die Briten, die in ihrer Geschichte mit allem und jedem handelten, wohl gar nicht geben. Der Südwesten Frankreichs, speziell die Gascogne, woher England große Mengen Wein bezog, gehörte den Engländern bis ins 14. Jahrhundert. Die "Clairets", dunkle Roséweine aus dieser Ecke, wurden auf den Inseln zu den geschätzten "clarets" und standen am Beginn einer Entwicklung, die Bordeaux-Weinen zu ihrem heutigen Prestige verhalf.

Champagner

Nachdem die Briten, ab dem 16. Jahrhundert zur Seehandelsmacht aufgestiegen, auf der Suche nach Ersatz in Portugal und Spanien fündig wurden, hatten sie das Problem, dass die Tropfen selten genießbar zu Hause ankamen. Als sie entdeckten, dass Wein aus dem nordportugiesischen Douro-Tal oder rund um Jerez und Cádiz in Südspanien die lange Reise besser überstand, wenn man ihn mit Brandy versetzte, entstanden Port und Sherry.

Auch am Champagner haben die Briten einen erheblichen Anteil. Die feinen Kohlensäurebläschen, die Champagner so einzigartig machen, waren ursprünglich so nicht vorgesehen. Was den Franzosen zu Beginn peinlich war, nämlich dass die Weine aus der Champagne nach England verbracht zu blubbern begannen, weil sie im milderen Klima schlicht nachgärten, war den Insulanern ganz recht. Und natürlich überlegt man als französischer Weinhändler, wie man das Gut hinkriegt, sodass es weiterhin so begehrt wird. Champagner in heutiger Form wird übrigens nach wie vor, neue Märkte her oder hin, am meisten in Großbritannien verkauft.

Mit dem Klimawandel der jüngeren Jahre bekommt auch Großbritannien eine Chance auf eigenen Weinbau. Von all den bisher verkosteten Beispielen überzeugt ein Weinstil tatsächlich: englischer Schaumwein. (Luzia Schrampf, Rondo, DER STANDARD, 27.7.2012)