Im Zuge des Artikels "Die Uni-Milliarde ist zu wenig" (DER STANDARD, 11.7.2012) hat der von mir sehr geschätzte Prof. Karl Aiginger eine Änderung beim Stiftungsrecht vorgeschlagen, derzufolge ein gemeinnütziger Anteil bei Stiftungen vorgeschrieben werden soll. Ich meine, dass ein solcher Vorschlag kontraproduktiv ist. Philantropie lebt von der Freiwilligkeit! Bevor man an Zwangsmaßnahmen denkt, sollte man Mäzenatentum attraktiver machen.

Ein Positionspapier der Kammer der Wirtschaftstreuhänder ("Hindernisse für Spendentätigkeit von Privatstiftungen durch steuerliche Rahmenbedingungen") hat aufgezeigt, welche Fülle an Maßnahmen erforderlich wäre, um die Spendentätigkeit in Österreich zu stimulieren.

So sind beispielsweise aufgrund der Zwischensteuer Stiftungen gegenüber Einzelpersonen und Unternehmen bei der Abzugsfähigkeit von Spenden benachteiligt - ein Kuriosum, insbesondere wenn man bedenkt, dass die steuerlichen Vorteile der Stiftungen durch diverse Novellierungen weitgehend verlorengegangen sind.

Auch im Vergleich zu Deutschland, wo eine Reform des Stiftungsrechts zu einem Boom bei gemeinnützigen Stiftungen und zu großzügigem Spendenvolumen geführt hat, gibt es in Österreich noch einen gewaltigen Aufholbedarf.

Zögerliche Mäzene

Als jemand, der sich intensiv um die Einwerbung von Spendengeldern für die Forschung bemüht, weiß ich, wie zögerlich sich potenzielle Mäzene in Österreich verhalten. Aber Botschaften wie "Her mit dem Zaster" (Copyright: Ministerin Mikl-Leitner) oder eben die Idee der Zwangsrekrutierung von Spenden à la Aiginger gehen nach meiner Erfahrung nach hinten los. Sie lösen Abwehrreaktionen aus, außerdem finden die wirklich Wohlhabenden immer Wege, ihre Vermögen vor dem Zwangszugriff zu schützen.

Wir brauchen eine Kultur des Mäzenatentums aus freien Stücken, die sich über Vorzeigebeispiele (etwa Großspenden an das ISTA und an die Paracelsus-Privatuniversität) stimuliert, durch steuerrechtliche Incentives gefördert und durch eine konstruktiv gestimmte öffentliche Diskussion entwickelt werden muss.

In vielen Ländern funktioniert das prächtig - warum nicht auch in Österreich? (Gerhard Kratky, DER STANDARD, 26.7.2012)