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Salzburg - Es hat schon lustigere Trainingseinheiten in Taxham gegeben. Die Spieler von Red Bull Salzburg schüttelten am Mittwochvormittag die Peinlichkeit vom Dienstagabend aus den Beinen und Köpfen. Wohlwissend, dass dies eigentlich unmöglich ist. Ein Scheitern in der Qualifikation zu Champions League an F91 Düdelingen hat etwas Bleibendes, Ewiges, das übertrifft fast Färöer.

Immerhin hatte Mäzen Dietrich Mateschitz nahezu weltweite Schlagzeilen, ein Aufstieg gegen die Luxemburger Teilzeitkicker wäre ignoriert worden. Der Werbewert eines 4:4 (0:1 und 4:3) ist niemals zu unterschätzen. Die sportliche Führung gab Statements ab, Trainer Roger Schmidt sagte: "Auch wenn das Ergebnis sehr schmerzt, haben wir die Pflicht, professionell und konsequent weiterzuarbeiten und Wiedergutmachung zu leisten." Zum Beispiel am Samstag daheim gegen Mattersburg, 25.000 Restkarten sind noch zu haben.

Der Deutsche Schmidt beschönigte nichts, das wäre auch armselig gewesen: " Weil wir es nicht geschafft haben, uns in zwei Spielen durchzusetzen, sind wir letztlich auch verdient ausgeschieden. Auch die Ausgangssituation, dass ich erst rund vier Wochen mit der Mannschaft arbeiten und ihr meine Vorstellung von Fußball vermitteln kann, darf dabei keine Entschuldigung sein. Unsere Ansprüche sind andere und auch auf die Teilnahme an einem internationalen Bewerb ausgerichtet." Der Anspruch hat sich für 2012 erledigt.

Sportdirektor Ralf Rangnick sagte: "Die Enttäuschung ist riesengroß. Mit den gezeigten Leistungen haben wir ein Weiterkommen auch nicht verdient, das muss man leider so klar sagen. Jetzt müssen wir in der Liga ein anderes Gesicht zeigen."

Red Bull neigt nicht zu Schnellschüssen. Es ist auch nicht anzunehmen, dass Herr Mateschitz auf Salzburg pfeift, den Geldhahn zudreht, das Scheitern somit eingesteht und sich auf den nicht ganz so zähen Fußball in Leipzig und New York konzentriert. Mateschitz hat seit 2005 geschätzte 300 Millionen Euro in Salzburg investiert. Das ist sein Problem, die Sinnfrage geht nur ihn etwas an.

Durcheinander

Von Anfang an gab es ein Durcheinander, eine Philosophie war nicht zu erkennen, der Zuschauer verweigerte dem Produkt die Liebe. Startrainer (Trapattoni, Matthäus, Adriaanse, Stevens) wurden eingekauft, die Zahl der missglückten Transfers lag knapp unterm dreistelligen Bereich. Ricardo Moniz, der immerhin das Double gewann, kündigte vor Saisonbeginn, sagte einer niederländischen Zeitung: "Manche bei Red Bull haben versucht, mich zu killen. Ich habe nur Streit erlebt."

Rangnick soll nun für Kontinuität sorgen. Schmidt kam vom deutschen Zweitligisten Paderborn. Der Sportdirektor formulierte eine neue Philosophie, man wolle auf die besten österreichischen Talente setzen. Gegen Düdelingen standen acht Einheimische in der Startelf. Das Zeichen ging so etwas von in die Hose. Wobei der Trainer von Düdelingen, Didier Philippe, Georg Teigl "großes Talent" bescheinigte. Er hat es nicht ironisch gemeint.

Rangnick wird auf dem Transfermarkt zuschlagen, zwei Spieler sollen kommen, vermutlich aus dem Ausland, aber eher nicht aus Luxemburg. Der österreichische Markt ist momentan mickrig, zu und finster. Was gegen die neue Philosophie spricht: Die außergewöhnlich Begabten wechseln gleich zu Bayern München oder sonst wohin.

Fünfmal wurde versucht, in die Gruppenphase der Champions League zu gelangen. Die Chancenlosigkeit gegen Valencia, Donezk, Maccabi Haifa und Hapoel Tel Aviv war ja noch seelisch verkraftbar. Düdelingen war der negative Höhepunkt, lässt Wunden samt Narben zurück . Salzburg wäre auch in der dritten und vierten Quali-Runde gesetzt gewesen. Wie sagte Talent Martin Hinteregger: "Eine Katastrophe." (hac, DER STANDARD, 26.7.2012)