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AMS-Vorstände Kopf, Buchinger

Foto: AP/Punz

Wien - Deutlicher kann man kaum werden: "Tatsächlich sind unsere Befürchtungen nicht nur eingetroffen, sondern wurden, was die Fortdauer der Probleme anbelangt, sogar noch übertroffen." So schrieb AMS-Vorstand Herbert Buchinger am Dienstag in einer E-Mail an alle 4500 AMS-Mitarbeiter - unter dem Betreff "Performanceprobleme in der IT". Garniert mit der Versicherung: "Wir üben den größtmöglichen Druck auf den Dienstleister aus, die Probleme endlich in den Griff zu bekommen." Auch Vorstandskollege Johannes Kopf bringe sich, obwohl im Urlaub, tatkräftig ein. Buchinger schließt mit der etwas zerknirschten Erkenntnis: "Leider können wir keine schnellere EDV aus dem Hut zaubern."

Anfang Juli klang das noch ganz anders: Da stand, trotz einer bereits erfolgten Verschiebung im Juni, die nächste Runde in der IT-Umstellung auf ein neues System erst bevor. Buchinger räumte damals im Gespräch mit dem Standard zwar einige Probleme im "Transitionsprozess" ein, meinte aber insgesamt recht optimistisch: "Das ist normal und auch in der Privatwirtschaft an der Tagesordnung." Tatsächlich scheint der Kampf der IBM mit den AMS-Computern härter zu sein als erwartet. Seit der Umstellung vor rund drei Wochen reißen die Probleme nicht ab: AMS- Mitarbeiter klagen über verlorengegangene Daten, verschwundene E-Mails, Computer-Abstürze und enervierend langes Warten, bis Anwendungen geöffnet und bearbeitet werden können.

Steigende Nervosität

Die Nervosität im AMS angesichts der fortlaufenden Probleme steigt: Schließlich geht es nicht "nur" um die Vermittlung von Jobs, Arbeitslose auf Jobsuche bekommen via AMS-IT auch ihre monatlichen Vorauszahlungen auf die Arbeitslosenunterstützung. Funktioniert das nicht, wird es eng - umso mehr, als der Vertrag mit dem bisherigen IT-Dienstleister am 30. September ausläuft.

Dabei hat IBM Österreichs größtem Jobvermittler ein "schnelleres, effizienteres Betriebssystem" versprochen - und will dafür vergleichsweise läppische 173 Millionen Euro. Freilich erst in einem zweiten Anlauf: Beim ersten Offert lag IBM mit 441 Millionen Euro deutlich über den anderen Anbietern - und die AMS-Führung hatte dem Rechnungshof gegenüber einigen Erklärungsbedarf, warum das Unternehmen dennoch zum Zug kam.

"Mehr schlecht als recht"

Nun muss AMS-Vorstand Buchinger einräumen, dass IBM bis dato "mehr schlecht als recht performt" - und das trotz wöchentlicher Erfolgsmeldungen, dass alle Probleme behoben seien, wie er im E-Mail klagt. Den AMS-Beratern, die für ihre erfolgreiche Tätigkeit Prämien bekommen, hat er zumindest versprochen, "dass wir bei der Berechnung das mangelnde Funktionieren der EDV selbstverständlich berücksichtigen".(Petra Stuiber, DER STANDARD; 26.7.2012)