Die GUADEC 2012 findet im spanischen A Coruña statt.

Grafik: GNOME

Einmal im Jahr ruft das GNOME-Projekt seine EntwicklerInnen für einige Tage zur jährlichen Konferenz, nun ist es wieder so weit. Nach Berlin im Vorjahr geht es dabei heuer wieder in wärmere Gefilde: Vom 26. Juli bis zum 1. August ist das im spanischen Nordwesten gelegene A Coruña Schauplatz der GUADEC 2012, zu der wie jedes Jahr mehrere hundert TeilnehmerInnen erwartet werden.

Thematischer Fokus

Nach den großen Umbrüchen der letzten Jahre - allen voran der Wechsel auf eine vollständige neue Desktop User Experience mit GNOME3 - könnte man eigentlich meinen, dass die Entwicklung langsam wieder etwas "ruhiger" werden würde. Doch dies zeichnet sich bislang nicht ab, ganz im Gegenteil: Nach der Kern-Desktop-Experience widmet man sich nun nach und nach dem Umbau der Anwendungen, wie etwa aktuell dem Redesign des Dateimanagers Nautilus, das Teil des für September geplanten GNOME 3.6 sein wird. Und Designs gibt es noch für eine ganze Reihe weiterer Anwendungen - von der Bilderverwaltung über die Musikanwendung bis zum Mail-Client. Bis man dies alles abgedeckt hat, wird allerdings wohl noch die eine oder andere GUADEC ins Land ziehen.

Programm

Sich mit diesen Themen beschäftigende Vorträge stehen denn auch im Kern des Programms der GUADEC 2012. Aber natürlich darf man auch auf einen etwas weiteren Ausblick gespannt sein, etwa auf etwaige Pläen für GTK+4, also die nächste Generation des von GNOME genutzten Toolkits, die aus einer Zusammenführung mit der 3D-Bibliothek Clutter resultieren soll.

Keynotes

Eine wichtige Rolle nehmen zudem die Keynotes ein, die auch heuer wieder unterschiedlichsten Themen gewidmet sind - und dabei durchaus prominent besetzt sind. So wird Netzaktivist Jacob Applebaum über das von ihm mitentwickelte Anonymisierungsnetzwerk Tor - und allgemein über den aktuellen Stand von Anonymität im Netz - referieren. Alex "Skud" Bayley wird versuchen in ihrer Keynote den Bogen von Open Source zu "Open everything" zu spannen, und dann wollen noch die GNOME-Urgesteine Federico Mena-Quintero und Jonathan Blandford gemeinsam mit Dave Mason von Mozilla eine Art Geschichte von GNOME in eine Keynote verpacken.

Rahmen

Dem Kernprogramm der ersten vier Tage folgen dann noch drei Tage Workshops, BoFs sowie Hacking-Sessions, bei denen so manch zuvor diskutierte Idee gleich in die Realität umgesetzt werden soll. Die GUADEC ist dabei übrigens bewusst so gelegt, dass sich so etwaige dort entstanden Hacks noch für die Aufnahme in GNOME 3.6 ausgehen sollten. Zu all dem kommt noch ein User Experience Hackfest, das schon für die zwei Tage vor der GUADEC anberaumt war, und bei dem Lösungen für grundlegende Interaktionsfragen am Desktop gesucht werden sollen.

Kein KDE

Im Unterschied zum Vorjahr ist der diesjährige Event übrigens wieder "GNOME pur": Statt einem gemeinsamen mit der KDE-Community veranstalteten "Desktop Summit" haben sich die beiden Projekte wieder für eine getrennte Ausrichtung der eigenen Konferenzen entschieden. Derzeit sieht es übrigens so aus, als würde sich das auch so schnell nicht wieder ändern, für das kommende Jahr sind ebenfalls separate Events geplant.

Analyse

Zu den Gründen für diese Entscheidung heißt es, dass sich das Nebeneinander der Konferenzen nicht wirklich bewährt habe. Andere Projekte jenseits von GNOME und KDE konnten nicht eingebunden werden, reale Zusammenarbeit habe nur in wenigen Fällen stattgefunden. Das heißt natürlich nicht, dass die beiden Projekte nicht mehr kooperieren wollen, ganz im Gegenteil. Allerdings sieht man die erfolgsversprechendere Strategie in der Ausrichtung gezielten "Hackfests", bei denen man sich gemeinsam - und konzentriert - spezifischen Themen annimmt.

Bericht

Wie schon in den letzten Jahren wird der WebStandard auch dieses Jahr wieder vor Ort sein, laufend über die Konferenz berichten, und auch so manches Interview führen. Wer an zusätzlichen Impressionen und Kurzberichten ist, sei auf den Google+-Account des Autors verwiesen, wo in den kommenden Tagen noch so manch Extra-Info-Schnippsel zu finden sein wird. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 25.07.12)