Die Berufung und Abberufung des designierten Rektors der Pädagogischen Hochschule Tirol, Elmar Märk, zeigt, dass die Pädagogischen Hochschulen mehr Autonomie brauchen. Anders als an den Universitäten ist die Bestellung der Rektoren an PHs Chefsache, Bildungsministerin Claudia Schmied kann Rektoren ernennen. Der Hochschulrat an der jeweiligen Pädagogischen Hochschule macht zwar einen Vorschlag, doch auch dessen Zusammensetzung wird mehrheitlich von der Ministerin bestimmt. Drei der fünf Mitglieder werden vom Ministerium ernannt, die Landesregierung und der Landesschulrats sind ebenso vertreten.

Wissenschaftsminister Töchterle hingegen hat bei der Ernennung des jeweiligen Rektors an den Unis kein direktes Mitspracherecht. Das ist gute Tradition universitärer Institutionen. Und ebenso gute Tradition ist es, dass Rektoren die Hochschulpolitik kritisieren. Sie sind nicht reine Erfüller von Vorgaben, sondern auch Mitgestalter des Hochschulraums. Die Autonomie wissenschaftlicher Einrichtungen ist eine Grundvoraussetzung für einflussfreie wissenschaftliche Forschung und Lehre. Gerade bei der Verbindung von Wissenschaft und Lehre haben die PHs ihr Problem.

Was die Abberufung Märks auch zeigt, ist, wie tief die Gräben in einer der umstrittensten Fragen sind: Wo und wie soll die Lehrerausbildung erfolgen?

Bildungsministerin Schmied will die Pädagogischen Hochschulen stärken und forciert eine Verankerung der Lehrerausbildung an den PHs. Wissenschaftsminister Töchterle will, dass die pädagogische Ausbildung an den Universitäten erfolgt. Es gibt wohl für beides Pro- und Kontra-Argumente. Die PHs können praktische Kompetenzen und Nähe zu den Schulen vorweisen, die Universitäten wissenschaftliche Fundierung. Eine einheitliche Lehrerausbildung an einer Institution ist sinnvoll, vor allem in den didaktischen Fächern. Die Frage ist aber auch: Unter welchem Einfluss findet künftig die Lehrerausbildung statt?

Schmied argumentiert: Sie als Ministerin brauche loyale Rektoren, ein Konzernchef werde ja auch keinen Geschäftsführer eines Tochterunternehmens berufen, der nicht der Linie des Konzerns folgt. Für den Konzern mag das legitim sein, es geht hier jedoch um Bildung und nicht um einen Finanz- oder Industriekonzern. Und Bildungseinrichtungen sind nicht wie Konzerne zu führen.

Ob Märk die richtige Wahl ist oder die falsche, hätte vor der Ernennung geklärt werden können und sollen. Die Abberufung aufgrund eines Widerspruchs zeigt, dass die Ministerin an den Pädagogischen Hochschulen zu großen Einfluss hat. Und im Bedarfsfall auch bereit ist, ihre Macht auszunutzen.

Mehr Autonomie der Pädagogischen Hochschulen schafft vielleicht ein paar Kritiker mehr und verringert die Macht der Ministerin in der Lehrerausbildung. Es würde aber zur Entpolitisierung der Schul- und Hochschullandschaft beitragen. Einer Entpolitisierung, die in weiten Teilen des Schulsystems - ob bei der Direktorswahl oder bei den Landesschulräten - noch nicht angekommen ist.

Und irgendwann wäre es politisch auch egal, ob die notwendige gemeinsame Lehrerausbildung im schwarzen Wissenschafts- oder im roten Bildungsministerium angesiedelt ist. Es würden vielleicht die fachlichen, didaktischen und organisatorischen Fragen überwiegen. Kaum vorstellbar. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 24.7.2012)