Die Garde bleibt schrittsicher-gelassen und zaubert auf das Antlitz des mit Sorgen versorgten Sehers Entspannung.

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Sollte die europäische Schuldenkrise eines Tages zu Ende gehen, wird vor allem die griechische Leibgarde zu vermissen sein, die am Athener Syntagma-Platz das Parlament hütet. Ebendieses stolze Kollektiv rückt ja in allen "ZiB"-Sendungen unermüdlich ins Bild, so den EU-Panikindex wieder einmal hohes Fieber plagt.

Mag auch die Akropolis gar oft aus dem "ZiB"-Archiv herausgelockt werden, so ist der ehrwürdige Steinberg überfordert, wenn es gilt, mit dem würdevollen Auftreten dieser Traditionsträger mitzuhalten. Schließlich hat die Leibgarde gegenüber dem antiken Pflegefall uneinholbare optische Vorteile, die all den üblen Nachrichten trotzen.

Das recht überdimensionierte Schuhwerk! Die mit einer baumelnden Verzierung unterhaltende Kopfbedeckung! Die wallenden, bräunlichen Miniröcke! All diese Modepointen verleihen den mit größter Körperbeherrschung bisweilen zeitlupenhaft zelebrierten weit ausholenden Schritten jenes gewisse Etwas, das nur großen Tänzern vergönnt ist.

Und: Mag auch das sonnige Griechenland, wie zuletzt in der "ZiB 2", wieder an vorderster Krisenfront landen - die Garde bleibt schrittsicher-gelassen und zaubert auf das Antlitz des mit Sorgen versorgten Sehers Entspannung. Solange diese Männer Haltung wahren (und nicht eingespart werden), kann doch nicht alles verloren sein.

Natürlich darf grundsätzlich gefragt werden, ob es nicht an der Zeit wäre, bei jenen laufenden TV-Bildern, die ein ewig wiederkehrendes Thema erhellen, für Abwechslung zu sorgen. Im Falle der Leibgarde kann es indes nur "Finger weg!" heißen. Die lustigen Stoiker sind täglich (durchaus mehrmals) willkommen. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 25.7.2012)