Pannen und Patzer von und mit Notenwendern und -innen, die bei Konzerten falsche Töne provozierten, füllen ein kleines Unterkapitel der Musikgeschichte. Sei es, dass sie keine Noten lesen konnten oder mit einem allzu tiefen Dekolleté den Blick des Pianisten vom Blatt ablenkten.

Richtiger Ton

Hoppalas dieser Art einerseits überflüssig machen und andererseits hoffnungsvolle Musiktalente beim flüssigen Spiel und dem Treffen des richtigen Tons unterstützen will das Wiener Start-up Phonicscore mit seiner gleichnamigen Software. Das Programm hört, was der Musiker gerade spielt, zeigt ihm die Stelle auf einem Bildschirm und scrollt den Notentext im Spielfluss ab.

Entwickelt wurde die Software von drei Absolventen der TU Wien: Oliver Hörbinger, Florian Kruse und Matthias Uiberacker. Anfang August soll die Version für Windows-PCs ihre kommerzielle Premiere haben. Noch heuer soll die Applikation für iPads und Android-Tablets Töne von sich geben und als mobile Variante gewissermaßen Konzertreife erhalten.

Audioanalyse

Größte Herausforderung für das Trio war bei der Entwicklung der App die Audioanalyse, berichtet Hörbinger im STANDARD-Gespräch. Sowohl was die Erkennung und das Herausfiltern einzelner Stimmen bzw. Instrumente anbelangt als auch die von Nebengeräuschen. Erfahrung auf dem Gebiet der Signalerweiterung sowie spezielle Algorithmen halfen den Wiener Softwaretüftlern, darunter ein engagierter Hobbymusiker, bei der Problemlösung.

Die "Lite"-Variante umfasst das Ein- und Ausblenden anderer Stimmen, das Herauszoomen von Noten inklusive neuem Zeilenbruch etwa für Kurzsichtige oder das Vorspielen der Noten über Lautsprecher. Für Musiker wie Paukisten bleibt dank eines Me-tronoms mit Auto-Scrollfunktion das Mitzählen von Takten erspart.

In der Pro-Version werden neben der Darstellung der Noten auch gespielte Töne erkannt und die Partitur dem aktuellen Stand im Stück entsprechend angezeigt. Weitere geplante Features sind eine Loop-Funktion, mit der sich unsichere Stellen beliebig oft zum Üben wiederholen lassen. Die Preisdetails sind noch offen.

Nicht nur manuelles Umblättern soll PhonicScore überflüssig machen. "Sondern auch die papierenen Notenblätter, die Musiker dann nicht mehr mitschleppen müssen", sagt Hörbinger. Die Software kann dabei sowohl selbst am Computer geschaffene Noten sowie online erworbene importieren. Im Winter soll eine Orchesterausgabe des digitalen Notenpults folgen. Vorerst zielen die Jungunternehmer auf den deutschsprachigen Markt ab. (APA, 24.07. 2012)