Kinder, Organisatoren und Unternehmer eröffnen die Veranstaltung.

Foto: Sarah Dyduch

"Ich brauche ja nicht so viel Geld", erklärt Marmeladehersteller Hans Staud.

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"Ich hol' dich nachher wieder ab, ja?" Lisas Mutter ist besorgt. "Warte dann hier auf mich, wir treffen uns wieder hier, okay?" Doch die Tochter hört schon längst nicht mehr zu, sondern drängt gemeinsam mit vielen anderen Kindern in den Saal. Dort wird ihr Feinkosthersteller Hans Staud erklären, wie Marmelade entsteht. Lisa ist eine von mehr als 4.000 Besuchern der Kinder Business Week, die seit Montag in Wien stattfindet. 

Bereits zum siebenten Mal können Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren spielerisch die Wirtschaft kennenlernen. In 80 Workshops stellen Unternehmer ihre Branche und die damit verbundenen Berufsbilder vor. Organisiert wird die Business Week unter anderem von der Wirtschaftskammer Wien. Deren Präsidentin Brigitte Jank erklärt bei einer Pressekonferenz am Montag, dass die Kinder möglichst viele Berufe kennenlernen sollten. "Die meisten kennen ja nur eine Handvoll und wählen immer aus den fünf gleichen Jobs, da hat sich in den letzten Jahren nichts geändert." Die Kinder anzuregen, bei der Berufswahl weiterzudenken, sei Ziel der Business Week. Noch bis Ende der Woche können die Kinder erfahren, wie die Fülle in die Wurst kommt, warum Ohren nicht nur zum Wackeln da sind und auch Pflanzen in die Schule gehen.

"Euch interessiert ja immer nur das Geld"

Die 13-jährige Laura besucht die Business Week bereits zum dritten Mal. Trotz der großen Auswahl an Möglichkeiten, von ihrem Traumjob will sie nicht abrücken. "Ich will fix Musicaldarstellerin, Schauspielerin oder Sängerin werden", sagt sie selbstbewusst.

"Die Kinder darf man nicht unterschätzen", meint Marmeladenhersteller Hans Staud. "Sie fordern mich sehr und können mich alles fragen. Wir lügen nicht, und wir erzählen auch keine Halbwahrheiten", verspricht er. Mit seinem Unternehmen war Staud von Anfang an bei der Business Week mit dabei. Vom Interesse der Kinder ist er begeistert: "Das ist das Beste, was passieren kann."

Bei seinem Vortrag stellt der Unternehmer schließlich klar, dass "die Mama die beste Marmelade macht", er erzählt den Kindern von der schlechten Marillenernte in diesem Jahr und erklärt, warum chemische Zusätze in Nahrungsmitteln nicht gesund sind. Die Kinder sind auch an Informationen abseits der Marmeladeherstellung interessiert: "Was verdienst du und wie alt bist du?" - Die Höhe seines Einkommens verrät der Unternehmer aber nicht. "Ich brauche ja nicht so viel Geld", antwortet Staud, "und mein Alter könnt ihr nachrechnen." Nach dem durchschnittlichen Lohn seiner Angstellten gefragt, lacht der Unternehmer: "Na, das Einstiegsgehalt liegt bei 1.600 Euro. Aber euch interessiert ja immer nur das Geld, gell?" Dennoch ist Staud von den Fragen der Kinder begeistert. "Ihr seid's toll", sagt er am Ende seines Vortrags.

Auf die Jugend hören

Begeistert von der Business Week sind auch die Eltern. Besonders nett finde sie das Pausenprogramm, also das "Drumherum" der Workshops, erzählt die Mutter der neunjährigen Sarah. Einen fixen Berufswunsch habe die Tochter noch nicht, "sie will ständig was anderes werden".

Spaß haben die Kinder auf der Business Week, und auch die Unternehmen profitieren von der Veranstaltung. Die Kinder als Konsumenten von morgen kennenzulernen sei für die Firmen wichtig, erklärt Renate Römer, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. "Wenn man auf die Jugend hört, dann weiß man, wohin's gehen wird." Das Feedback der Kinder beeinflusse dann die Produkte der Unternehmen. (Sarah Dyduch, derStandard.at, 23.7.2012)