Könnten die Tänzer einmal gefährlich werden? Jennifer Lacey verkündet in ihrem Solo "Gattica" Weissagungen über den Tanz von morgen.

Foto: Ian Douglas

Übereifer tut selten gut - speziell, wenn man es mit so etwas Großem wie der Zeit zu tun hat. Was passiert, wenn Menschen unbedingt trotzdem in die Zukunft schauen wollen, ja diese auch noch verändern möchten, zeigt der Sci-Fi-Film Gattaca. Seine Themen: Präimplantationsdiagnostik, Gentechnik, die Optimierbarkeit des Menschen und seiner Zukunft. Ende vom Lied: So leicht lässt sich die Zeit nicht ins Handwerk pfuschen.

Das Solo der Tänzerin und Choreografin Jennifer Lacey trägt den Namen Gattica. Auch hier geht es um Zukunft: jene von Tanz und Performance. In New York geboren, lebt Lacey seit langem in Paris, wo sie sich zunehmend theoretischen Fragen rund um den Tanz widmet. Seit vielen Jahren besteht auch ihre Zusammenarbeit mit der bildenden Künstlerin Nadia Lauro, mit der sie 2008 Les Assistentes am Impulstanz präsentierte. Laceys Arbeiten sind keine Tanzstücke im traditionellen Sinn. Da macht auch Gattica keine Ausnahme.

Die Lecture-Performance beginnt mit einer weissagenden Jennifer Lacey: Auf einem Tisch zwischen zwei Kerzen sitzend, gibt sie geheimnisvolle, auch humorvolle Prophezeiungen von sich. Tänzer, "weiß" sie etwa, könnten einst so gefürchtete Radikale werden wie die Baader-Meinhof-RAF.

Nach einer Tanzeinlage lädt die Performerin auf der Bühne zum gepflegten Gespräch. Sie führt (vermeintlichen) Smalltalk wie auf einer Cocktailparty, stellt sich mit einem Überraschungsgast die dräuende Frage: Wie mag die Zukunft der Performance aussehen?

Schon die "Vorlage" Gattaca hat es ja gezeigt: So einfach lässt sich die Zukunft nicht vorhersagen. Aber es schadet nichts, einmal darüber zu reden. Im Gegenteil. (Andrea Heinz, Sonderthema/Beilage, DER STANDARD, 24.7.2012)