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Schwere Zeiten für den Papst.

Foto: AP/De Luca

Rom - Die Enthüllungsaffäre des Heiligen Stuhls zieht weitere Kreise. Nachdem der verhaftete Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, am Samstag nach einer zweimonatigen Haft unter Hausarrest gestellt wurde, sind drei weitere Mitarbeiter des Heiligen Vaters ins Visier der vatikanischen Ermittler geraten. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" handelt es sich um die Papst-Beraterin Ingrid Stampa, die seit Jahren dessen Bücher redigiert, den italienischen Kardinal Paolo Sardi und den deutschen Bischof Josef Clemens.

Alle drei Verdächtigte standen sowohl dem Papst als auch Kammerdiener Gabriele nahe. Sie wurden sowohl von den vatikanischen Justizbehörden als auch von der Kommission aus drei Kardinälen befragt, die in der Enthüllungsaffäre ermitteln. "Alle drei werden jetzt vom Papst fern gehalten. Stampa kümmert sich nicht mehr um die Schreiben des Papstes. Außerdem hat Benedikt XVI. die Treffen mit Clemens abgesagt. Sardi ist aus Altersgründen zurückgetreten", schrieb die Zeitung.

Neid als Motiv

Clemens soll schon seit Jahren Ressentiments gegenüber dem Papst gehegt haben, für den er als Sekretär gearbeitet hatte, als Josef Ratzinger noch Kurienkardinal war. "In seinem Neid hat der deutsche Bischof in der ehrgeizigen Professorin Stampa eine Verbündete gefunden", berichtete das Blatt.

Warum die drei Mitarbeiter des Papstes Gabriele bewogen haben sollen, die vertraulichen Dokumente des Heiligen Vaters an die Öffentlichkeit zu bringen, ist noch unklar. Laut dem Blatt geht es hauptsächlich um Neid und Kritik am vatikanischen Staatssekretär Tarcisio Bertone, der beschuldigt wird, zu viel Macht angesammelt zu haben. Die Attacke richte sich auch gegen Papst-Sekretär Georg Gänswein, der in den Strudel eines deutschen Konflikts im Vatikan geraten sei, so "La Repubblica".

In den vergangenen Monaten waren mehrere teils brisante Dokumente aus dem Vatikan an die Öffentlichkeit gelangt, so zu einem angeblichen Mordkomplott gegen Benedikt oder über das umstrittene Finanzgebaren der Vatikanbank IOR. Gabriele soll mit den Ermittlern kooperiert haben und kann nach Medienberichten mit einem milden Urteil rechnen.

Vatikan bestreitet Bericht

Der Vatikan hat mittlerweile den Bericht der Zeitung dementiert. Federico Lombardi bezeichnete ihn am Montag als vollkommen haltlos. "Die Tatsache, dass die Kommission, die im Fall ermittelt, einige Personen befragt hat, bezeugt keineswegs, dass sie auch verdächtigt werden. Es ist logisch, dass die drei Mitarbeiter des Papstes befragt werden, doch das bedeutet nicht, dass sie mitverantwortlich sind", erklärte Lombardi.

Die von "La Repubblica" zitierten Personen seien drei ehrenwürdige Menschen, die Respekt verdienten, sagte der Pressesprecher. Er beschuldigte das Blatt, einen ähnlichen Bericht der Tageszeitung "Die Welt" abgeschrieben zu haben. (APA, 23.7.2012)