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In St. Lorenzen im Bezirk Liezen wurde der Ortskern von einer Mure erfasst.

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In Graz wurde die Murinsel beschädigt. Aus Angst davor, dass sie sich selbstständig machen könnte, ließ man stromabwärts zwei Brücken sperren. Am Sonntagnachmittag gab es dann eine erste Entwarnung.

Foto: APA/ BH Liezen/ Michael Apfel

Graz - Ein Landwirt aus Trieben im Bezirk Liezen, wo Unwetter am Wochenende ganze Ortsteile verwüsteten, brachte es am Sonntag im Gespräch mit dem Standard auf den Punkt: "Wir fürchten uns jetzt schon jedes Jahr vor dem Sommer." Einmal mehr hatten die Menschen im obersteirischen Paltental die größten Schäden zu verkraften. In der Triebener Katastralgemeinde St. Lorenzen riss am Samstag eine Mure den Ortskern weg. 140 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Im Triebener Ortsteil Schwarzenbach gab es zusätzlich 109 Evakuierungen.

Im Bezirk Bruck in der Gemeinde Thörl war schon am Freitag ein 47-jähriger Mann von einer Schlammlawine verschüttet worden. Ein Mitarbeiter der Steweag-Steg, der mit Entstörungsarbeiten beschäftigt war, hatte noch versucht, den Mann mit Zurufen zu warnen. Am Samstag wurde schließlich die Leiche des 47-jährigen geborgen.

Weitere Überschwemmungen und Vermurungen, die Gebäude und Autos verschütteten oder zu Straßensperren führten, gab es im Bezirk Murau und in Leoben, Bruck und Mürzzuschlag.

Feuerwehrleute und das Bundesheer waren in der Obersteiermark das gesamte Wochenende im Einsatz. Am Sonntagabend, nachdem sich die Wetterlage entspannt hatte, bekam der Bezirk Liezen Verstärkung durch weitere 160 Soldaten aus Melk. Insgesamt sind 500 Soldaten in der Steiermark mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Mur auf Höchststand

Samstagabend wälzten sich die Wassermassen der Mur nach Graz. Im Bezirk Graz-Umgebung und im Norden von Graz kam es zu Überschwemmungen. In Graz selbst, wo die Mur normalerweise sehr tief fließt und erst vor rund zehn Jahren durch eine Uferpromenade für Spaziergänger erschlossen wurde, stieg der Murpegel bis Sonntagvormittag erstmals seit 30 Jahren auf 6,30 Meter. Murpromenade samt Strandbar standen meterhoch unter Wasser. Straßen, Brücken und Unterführungen nahe des Flusses wurden gesperrt - die Sperren blieben am Sonntag aufrecht. Die größte Sorge machte dem Katastrophenschutzreferat die Murinsel. "Wir haben befürchtet, dass sie sich losreißt", so der Leiter des Katastrophenschutzes, Helmut Nestler, zum Standard.

Deshalb wurden Samstagabend die Erzherzog-Johann-Brücke zwischen Innenstadt und Kunsthaus und der Erich-Edegger-Steg gesperrt, da beide stark beschädigt werden könnten, wenn sich die Stahl-Insel selbstständig machen würde.

Hunderte Menschen sahen die ganze Nacht an den Ufern gebannt zu, wie alle paar Minuten große Äste und Bäume gegen die Insel krachten und dort Verklausungen verursachten. Sonntagnachmittag gab es dann Entwarnung nach einer Begehung der 2003 errichteten Insel mit einem ihrer Konstrukteure. Nestler freute sich: "Ich bin wahnsinnig erleichtert. Die haben das gut geplant. Sie bleibt zwar gesperrt, bis der Pegel auf 5,20 Meter sinkt, aber es besteht keine Gefahr." Es sei nur "marginal Wasser eingedrungen und eine Scheibe kaputtgegangen".

Bereits zum vierten Mal versank die Murecker Schiffsmühle in der Südsteiermark, die 1997 nach historischem Vorbild erbaut worden war. Angeschwemmte Bäume hatten sie beschädigt. (cms, DER STANDARD, 23.7.2012)