Schneller. Höher. Weiter. Genau: London. In ein paar Tagen wird die Welt auf diesen Moloch von einer Metropole blicken, der in seiner Vielfalt und Weltoffenheit - auch in seinen Gegensätzen - kaum fassbar ist. Und, hoffentlich, bewundern dürfen, wie gut die Briten sich darauf verstehen, alles ein bissl anders zu machen und auf spielerische Art kreativ, aber doch effizient zu sein. Und stets ausgesucht zuvorkommend.

Noch kann aber viel schiefgehen. Ein Streik der Grenzposten hängt in der Luft. Die Sicherheitschecks in den Stadien sind chaotisch. Sie wurden einer Privatfirma überantwortet, die versagt hat. Jobanwärter schildern, dass die absurd anmutende Aufnahmeprüfung etwa aus "Geruchstests" bestand - wer den Unterschied von Wasser und Wodka erschnüffeln konnte, galt als angenommen.

Die Besucher dürfen sich aber auch auf Spiele freuen, die das griechische Ideal von der Symbiose aus Sport und Kunst wieder auferstehen lassen. Die Wettkämpfe werden von einer beispiellosen Offensive junger, frecher, zeitgenössischer Kunst begleitet, die das ganze Land erfüllen und, in bester demokratischer Tradition, gerade auch Abseitigem, Widerständigem Platz bieten wird.

Für die Gäste soll es kein Entrinnen geben - die Kunst wird sich, speziell bei den Spielstätten in den bislang benachteiligten Ostlondoner Stadtteilen, schlicht überall in den Weg stellen. Allein dafür gehört Olympia 2012 schon bejubelt. (Severin Corti, DER STANDARD, 23.7.2012)