Wien - Das viel diskutierte König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog sorgt für Unstimmigkeiten innerhalb der ÖVP. Zwar wurde das umstrittene Projekt, das im November eröffnet werden soll, Ende der Woche vom Bundesrat genehmigt. Dagegen sprach sich aber ausgerechnet eine Abgeordnete aus den eigenen Reihen aus. Sie habe "das nicht mit meinem Gewissen vereinbaren" können, zitierte die "Kronen Zeitung" die Tirolerin Anneliese Junker (ÖVP).

"Diktator der schlimmsten Sorte"

"Für mich ist König Abdullah ein Scheinheiliger, der sich nach außen hin sehr aufgeschlossen gibt und in seinem Land wie ein Diktator der schlimmsten Sorte reagiert", so Junker weiter. Sie sei zwar eine "vehemente Verfechterin des religiösen Dialogs, aber wenn hinter diesem Zentrum ein Land steht, das Andersgläubige verfolgt und generell die Menschenrechte über Bord wirft (...) kann ich so etwas nicht gutheißen", erklärte die Parlamentarierin der "Kleinen Zeitung" (Sonntagsausgabe).

Das Dialogzentrum stand in der Vergangenheit des Öfteren in der Kritik, vor allem wegen seiner Finanzierung durch Saudi-Arabien - ausgerechnet von einem Land, in dem es selbst keine Religionsfreiheit gibt. Vize-Generalsekretärin soll Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (ÖVP) werden. Sie ließ kürzlich wissen, dass das König-Abdullah-Zentrum "kein saudisches Zentrum, sondern ein internationales, das zu Dialog führen solle", sei. Der Nationalrat hatte das Zentrum Anfang Juli gegen die Stimmen von FPÖ und Grünen genehmigt.

König Abdullah ist seit 2005 König und Premier von Saudi-Arabien, er gilt als frommer Muslim und vorsichtiger Modernisierer seines Landes. (APA, 22.7.2012)